Polnisch-französische Verwickelung 1733—35. 215
jenseit derselben Siracusa und Trapani, jedoch ohne daß dies die
Besitzergreifung gehindert hätte.
Man muß dies Unternehmen als eine Fortsetzung des spanischen
Erbfolgekrieges ansehen. Wenn der bourbonisch-spanische Hof einst
beim Wiener Frieden auf seine Ansprüche Verzicht leistete, so hatte
er das doch nur in der Hoffnung gethan, seine Absichten auf eine
andere Weise zu erreichen. Da daraus nichts geworden war, so kehrte
er zu seiner früheren Politik zurück. Als Philipp V 1731 seinen
Sohn nach Jtalien schickte, umgürtete er ihn feierlich mit dem
Schwerte, das er selber einst getragen, als er von Ludwig XIV
nach Spanien entlassen wurde.
Doch kann man diese Ereignisse kaum einen Krieg nennen. Es
war die Besitznahme militärisch vernachlässigter, unvertheidigter Pro-
vinzen; wollte der Kaiser sein Erbtheil behaupten, so mußte er es
wieder erobern.
Von Anfang an aber sah es nicht aus, als ob er dazu fähig
sein würde. Es dauerte bis in den Sommer des Jahres 1734, ehe
er zwei Heere ins Feld brachte, das eine im Mantuanischen unter
Mercy, das andere unter dem Prinzen Eugen am Rhein, bei welchem
die Reichstruppen standen 1); doch zeigten sich diese höchstens geeignet,
dem Feinde ein weiteres Vordringen zu verwehren, nicht etwa ihm
seine Eroberungen zu entreißen.
Glücklicherweise haben wir nicht die traurige Pflicht, die Feld-
züge von 1734 und 1735 ausführlich zu schildern.
An dem ersten nahm der König von Preußen, dem sein Kron-
prinz vorausgegangen, persönlich Theil. Er stellte die 10,000 Mann,
welche ihm der Berliner Vertrag auflegte, denn von dem wollte
er kein Haar breit abweichen, und Eugen bekannte, die preußischen
Truppen seien bei weitem die besten von allen, welche erschienen
waren. Aber gegen die Franzosen anzugehen, welche in zwei Ab-
theilungen über den Rhein gekommen, und Philippsburg belagerten,
die Verschanzungen anzugreifen, die sie hier um sich gezogen — mit
1) Dem Reich war die Kriegserklärung durch den Kaiser und Hannover
gleichsam abgedrungen worden. Der König von Preußen hatte gerathen,
„Anfangs nur defensiv zu Werke zu gehen, und sich vorher in behörige Positur
zu setzen, ehe man den Krieg erkläre“: er klagt, daß man ihm das fast zu
einem Crimen gemacht. Französischerseits hat man behauptet, die Erklärung
wäre am Reichstag leicht zu verhindern gewesen, da Oesterreich und Sachsen
als in eigener Sache nicht hätten stimmen sollen.