Unterhandlungen bis zur Verabredung von Kleinschnellendorf. 457
in den Stand gesetzt zu werden, noch mehr zu thun, wenn gleich die
Schulden noch nicht bezahlt seien, welche England während des Spa-
nischen Erbfolgekriegs gemacht, um Oesterreich zu unterstützen; aber
er fügte hinzu: die Nation werde nur dann zu Gunsten der näm-
lichen Familie ähnliche Anstrengungen machen, wenn sie sehe, daß ihr
vornehmster Wunsch erreicht, das Gleichgewicht von Europa aufrecht
erhalten werde. Das sei aber unmöglich ohne Mitwirkung von Preußen.
Mit stärkerm Nachdruck wiederholt er die Rathschläge, die er schon
früher ertheilt hatte: die Königin möge der Nothwendigkeit der Zeiten
ein wenig nachgeben und diese Macht zu gewinnen suchen. Entschließe
sie sich dazu nicht, so sei ihr Krieg hoffnungslos, verderblich, und sie
werde den guten Willen von England nicht weiter für sich haben 7.
Die Königin meinte noch immer, alles könne sich ändern, wenn
nur Georg II, der nun einmal ihr bester Freund sei, bewaffnet im
Felde erscheinen wollte, sie zu vertheidigen: er möge nur ein Wort
mit dem Kurfürsten von Baiern sprechen, der sei vielleicht noch zu
gewinnen. Eine sehr persönliche, sehr weihliche Auffassung der Sache
England wollte und mußte seinen Krieg mit Frankreich führen; es
konnte nicht wünschen, daß sich dieses auf Preußen stütze, statt auf
Baiern. Der Gesandte erklärte eine Abkunft mit Baiern für voll-
kommen unmöglich, die Auseinandersetzung mit Preußen für das ein-
zige Rettungsmittel. Wenn sie es nicht ergreife, so werde, sagte er
ihr eines Tages, die Gefahr immer mehr und weiter um sie her an-
schwellen, wie die Flut der Donau da unten. Man sah unter dem
Fenster, an dem sie standen, den ausgetretenen Fluß weit und breit
dahinwogen.
1) George II an Robinson, 21. Januar: Vou may strongly assure them
that as by hearkening to the kings friendly admonitions and Felding
a little to the necessity#of the times, the will do the most agreable thing
to H. M. a. his people so the may surely rely upon it, that the english
nation who distinguished them so eminently in the last war for the
support of the house of Austria will be ready nothwithstanding the vast
debts thereby contracted a. remaining still in great part unpaid to exert.
themselves once more in the defense of the same family, whilst they see
it connected with any hope of preserving all these other subjects wbich
the have mostly at heart; whereas on the contrary if the hungarian
court shall persist in their resolution of risking the whole rather than
make any sacrificc towards gaining the king of Prussia whose concurrence
in the common cause is so necessary towards the public as well as the
Queens of Hungaria security the cannot a. must not expect that such
a hopeless unnatural a. ruinous war will be entered into with chear-
fulness or carried on with the same degree of spirit and vigour.