Schlacht von Chotusitz. 525
zündete sich der härteste Kampf. Der Wuth des Angriffes entsprach
die Hartnäckigkeit der Vertheidigung. Graf Königsegg hat gesagt, so
viel Schlachten er schon bestanden, so habe er doch nie ein so mör-
derisches Handgemenge gesehen. Von dem prinzanhaltischen Regimente,
welches das äußerste war und sich hinter dem Dorfe wieder setzte,
sind über zwei Drittheile der Leute auf der Stelle geblieben. Nicht
alle schlugen mit gleichem Nachdruck:; was die Bewunderung der
tapfern österreichischen Führer in dieser getümmelvollen Stunde am
meisten erregte, war die durch die lange Uebung erworbene Fertigkeit
der Preußen, sich immer auf andere Weise wieder in Ordnung zu
stellen; unaufhörlich sah man die schon Geschlagenen wieder vorrücken.
Doch wurden die Mannschaften auch von geistigen Motiven in Be-
wegung gesetzt. Hier war es, wo jener Feldprediger, dessen wir zu-
weilen gedachten, sich unter die Weichenden mischte und mitten in dem
Kleingewehrfeuer, das ihn umsauste „wie Mückenschwärme“, durch die
wohlbekannte vertraute Stimme, welche die Gemüther oft zu guten
Entschlüssen angeregt hatte, einige Rotten zum Stehen brachte 7).
Niemand kümmerte sich um das indeß der Plünderung der Husaren
und Panduren preisgegebene Gepäck. Auch die zurückgeworfene preu-
ßische Reiterei, im Namen Gottes und des Königs aufgefordert, sam-
melte sich aufs neue. Es kam hinzu, daß das brennende Dorf dem
Vordringen der Oesterreicher hinderlich wurde. Allmählich konnten die
Preußen wieder aufathmen: sie verstärkten die erste Linie mit der
zweiten und schickten sich an, das Dorf wiederzunehmen.
Doch schwankte noch das Geschick des Tages: der Ruhm, es ent-
schieden zu haben, gebührt dem König. Dem Talent des Feldherrn
kommt darum ein so hoher Rang zu, weil Wahrnehmen, Denken und
Handeln nirgends so vollständig ineinander greift, wie auf dem Schlacht-
feld, wo kein Fehler wieder gut zu machen, der verlorene Augenblick
unwiederbringlich ist. Durch eine leichte Schwenkung besetzte Friedrich
mit seinem rechten Flügel eine vor ihm liegende Anhöhe und erschien
in der Flanke der Feinde. Seine Bataillone hatten noch ihre Gewehre
über die Schulter: furchtbar machte sie besonders das Geschütz, das
vor ihnen herfuhr oder von einer andern Seite her ihren Anfall
mit geschickter Beweglichkeit unterstützte. Friedrich hatte im vorigen
1) Das Schreiben Segebarts findet sich vollständig in einem Hefte des
Kriegsministeriums, betitelt: Rare alte Papiere. Friedrich gedenkt noch eines
Postmeisters, der an dem Kampfe Antheil nahm, statt bei der Bagage zu blei-
ben: à Jordan 5. Juni, VIII, 188.