Schlacht bei Soor. 193
„Von den vier Schlachten, die ich nun gesehen habe“, fügt er
den andern Tag hinzu, „war dies die heißeste — wir haben nie eine
ähnliche Kanonade ausgehalten —; unsere Rechte war siegreich, doch
haben wir dann noch zwei Gehölze und zwei Anhöhen nehmen müssen,
sodaß wir dem Feinde, dem das Terrain erlaubte, sich immer wieder
zu sammeln, gleichsam fünf Bataillen geliefert haben. Der Feind
war einige 30000 Mann stark, wir hatten nur 19000; weder Du-
moulin, noch Lehwaldt, noch Retzow, noch Winterfeldt mit ihren Ab-
theilungen waren dabei. Wir wollen der Vorsehung danken, welche die
Dinge so glücklich für uns geleitet hat.“ Im Augenblicke des Sieges
eröffnete sich sein Herz auch diesmal den allgemeinen Ueberzeugungen
des menschlichen Geschlechtes 1). Ihr, fügt er hinzu, denkt ein wenig
an die, welche sich alle drei Monat einmal für Eure Ruhe und Sicher-
heit schlagen.
Eichel war am Tage der Schlacht nach Trautenau voraufgegangen,
hiebei aber gefangen worden. Einige Papiere hatte er schon vorher
zerstört; die übrigen zu vernichten, hinderte ihn der Husarenrittmeister
nicht, in dessen Hände er gefallen war. Der König, der an seiner
Stelle Niemand hatte, mußte ein paar Tage lang, wie sein General
und Minister, so auch sein Secretär sein. Die Relation von der
Schlacht, die in den Zeitungen erschien, ist ganz von des Königs
eigener Hand. Er habe sie, sagt er, absichtlich so trocken, farblos
und platt abgefaßt, damit sie von den Herren Zeitungsschreibern, die
ihm nicht wohl wollten, der Ehre des Druckes würdig gehalten werde.
Den Offizieren kam sie zu bescheiden vor.
Nach der Schlacht zog sich Prinz Carl erst in sein altes Lager,
dann die Elbe abwärts zurück. Der König setzte seinen Weg über
Trautenau nach Schlesien fort.
In der allgemeinen Lage der Dinge ward durch den Sieg von
Soor nichts weiter geändert, als daß die Ueberlegenheit der preußischen
wie die Gedanken in dem Augenblick flüchtig einander solgten: Mon cher
Todewils, nous avons totalement battu le prince Charles. Pr. Albert
est tuk, mon Wedel, sans cela personne de connaissance; Forcade est
blessé dans le pied legèrement. La bataille a été terrible mais tres
glorieuse. J’ai pensé d’etre surpris mais dieu soit loué tout est bien;
beaucoup de prisonniers, en un mot c'est une grande affaire: voild tout
e qdue j'ai le tems de vous dire, tont mon bagage est au diable et
Eichel pris.
1) Was sonst als eine Form der Rede erscheinen könnte, darf wohl nach
dem, was vorausgegangen, nicht so angesehen werden. Rendons grace à la
providence, qui a si heureusement dirigé les choses pour nous.
v. Nanuke'e Werke XXIX. 13