Absichten von Oesterreich und England. 19
Eben deshalb, um ihre Sache in diesem Sinne auszuführen,
gaben sich die Engländer so viel Mühe für eine Pacification zwischen
Oesterreich und Preußen. Wie oft haben sie dem König von Preußen
in Erinnerung gebracht, daß es sein Vortheil nicht sei, das Haus
Oesterreich zu verderben: daß er Zutrauen zu den protestantischen
Mächten haben müsse, die ihn Schlesiens niemals würden berauben
lassen. Und so wie dies nun erreicht, der Friede zu Breslau ge-
schlossen worden, faßte man in England und in Oesterreich die lühn-
sten Pläne: die innern Bewegungen und die äußern Interessen bei-
der Mächte wirkten zu dem nämlichen großen Antriebe zusammen.
Es sind auf beiden Seiten nur wenige Menschen gewesen, welche
dieselben besprachen oder kannten: auf der einen außer dem König
von England hauptsächlich Carteret und Robinson, auf der andern
neben dem Großherzog und der Königin wohl nur Uhlefeld und Bar-
tenstein; Andere erfuhren sie nur theilweise; doch sind es Gedanken,
welche in, in ihrer ursprünglichen Fassung und allmählichen Umbildung
einige Jahre der Weltgeschichte beherrscht haben; es ist sehr der Mühe
werth, daß wir sie aus der Vergessenheit ziehen.
Die Gegner, welche den beiden Mächten gegenüberstanden, waren
Spanien, Frankreich und Baiern; sie sollten alle drei, wenn nicht zu
Grunde gerichtet, doch in eine niemals mehr zu fürchtende Stellung
herabgebracht, das System der europäischen Staaten wesentlich ver-
ändert werden.
In talien dachte sich Maria Theresia mit Sardinien zu ver-
ständigen, um alsdann mit gemeinschaftlichen Waffen die Bourbonen
aus dem Lande zu jagen. In einem Schreiben Carterets vom 8. Juli
heißt es ausdrücklich, daß der König von England alles thun werde,
um Sardinien zur Theilnahme an der Wiedereroberung von Neapel
und Sicilien zu vermögen 1). Die Königin war geneigt, Sieilien
alsdann in den Besitz von Sardinien übergehen zu lassen, für sich
selbst wollte sie, wenigstens war dies ihr erster Gedanke, Neapel be-
halten. Mailand in der damaligen Ausdehnung, Tostana und Neapel
in Einer Hand hätten Italien beherrschen müssen.
In Deutschland hegte sie die Hoffnung, Baiern großentheils ihren
Erblanden geradezu einzuverleiben. Sie fühlte sehr wohl, daß es un-
möglich sein würde, das Haus Wittelsbach schlechthin zu entsetzen; um
1) Concerning Naples and Sicilr the king does and will do all in
bis power, to intimate his Sardinian Majesty 10 a concurrence with the
dueen of Hungary in reconquering of those kingdoms.