126 Lehrproben.
) Die Bedeutung der Bahnen für den mirt-
Ihaftlihen Verfehr
wollen mir noch etwas genauer fchildern. Jede Yabrif braudt
große Mengen von Kohlen. Die Stohlen werden meithin verfandt.
Wie teuer follten fie werden, mern man fie mit dem Frachtfuhrmerf befördern
oder fransportieren müßte! Da fünnte e3 in etlicher Entfernung von den
Kohlenbergmwerfen gar feine Sabrifen geben. Sie fönnten nicht beitehen,
denn fie müßten die Kohlen zu teuer bezahlen. Wollten fie aber diefe Un-
fojten auf die Waren fchlagen, jo würde niemand die Waren faufen, meil
jie zu teuer wären. Müßte man aber alle Fabrifen rund um die Kohlen-
\hädte anlegen, dann drängte fich alles um die Kohlenbezirfe zufammen.
Dort jtiegen die Bodenpreije ungeheuer; das Bauen würde ungeheuer teuer,
die Wohnungen folteten fehr viel Geld. Das wäre namentlih für den
Arbeiteritand ein großer Nachteil. Shr feht, wie wichtig es ift, daß die
Sifenbahnen die Kohlen fo billig befördern. Schon das allein ift ein Vorteil
für alle Menfchen und für den ganzen Staat.
m) Die Bedeutung derBahnen für die Großftädte.
Bon ven billigen Bahnfrachten Haben insbefondere die Städte und
namentlich die Großftädte großen Nuten. Sie fönnten heute ohne die Bahnen
gar nicht mehr beftehen. GSelbit wenn die TFrachtwagen Tag und Nadıt
führen, mwären fie nicht imjtande, alles das in die Großftädte zu Schaffen,
was fie brauden, und das wieder fortzufahren, mas fie erzeugt haben.
Denkt nur an Städte wie Berlin, Münden, Leipzig, Dresden, Breslau,
Köln! Mit Fracdhtwagen allein fönnte man gar nicht fo viel Kohlen, Eifen,
Steine, Holz, Setreide, Mehl, Bieh und andere Nahrungsmittel und Erzeug-
nijfe aus meiter erne herbeifchaffen! Und mie teuer follten alle diefe Dinge
werden! Da müßten die reife fich nicht nur verdoppeln, nein oft verdrei-
fachen, vervierfahen und noch mehr erhöhen. Dadurd) würde der Lebens-
unterhalt geradezu unerfchwinglih. Sie fänden aber auch nicht genug Arbeit,
denn alles, ras fie herftellten, würde viel zu teuer. Denkt, die Halbe Getreide-
ernte Deutichlands rollt alljährlih auf der Bahn, Dazu die ungeheuern
Mengen von Kohlen, Eifen, Holz, Steinen, Bier- und Weinfäljern, von
alferhand Mafchinen und Geräten, von Vieh, von Üpfeln, Kartoffeln und
bielen andern Waren. Wir fördern 3. B. im ahre gegen 200 Mill. Tonnen
Kohlen zu Tage. Das find 4000 Mill. Zentner. Lüde jeder Frachtwagen
rund 40 Zentner auf, fo brauchte man 100 Mill. einzelne Wagen dazu. Nun
überlegt einnal, wo diefe zahllofe Menge von Fuhrmwerfen Plaß finden follte!
©&o feht ihr, die Bahnen find jet ganz unentbehrlid, fie find das midhtigite,
großartigite und beite Verfehrämittel zu Lande.
n) Die Bedeutung der Bahnen für Staat und Wehr-
fraft.
Ebenfo wmerläßlih find die Bahnen für den Staat. Die alten Reiche
find alle bald wieder verfallen, weil fie für die damaligen Berfehräverhält-
niffe zu groß waren. Das römifche Reid) erhielt fi) am längften, meil e3 für
gute Straßen forgte. Karls des Großen Neich Fonnte nicht von Dauer Jern,
meil e3 damald an VBerfehrsmegen mangelte. 3 mwährte viel zu lange, ehe
ein Heer zu Fuße von einem Ende bi8 zum andern marfchierte. Auch das
alte Deutihe Neid) Titt fehr unter dem Mangel an guten Straßen. Die guten
Straßen und die zahlreichen Bahnen haben Nord und Eid, Dit und Weit
eng miteinander verbunden. E83 ift jet feine Geltenheit, von Bayern nad)