146 Lehrproben,
ber Elbe mie an ber Donau. Wir dürfen nicht in Trägheit und Ungigkeit
verfallen, mir müffen ein wehritarkes, wehrmächtige® Wolf und Reich bleiben.
Bitter not ijt ung ein ftarfes Heer und eine ftarfe Flotte. . ..
Die Gründung des Deutichen Reiches.
Sie wird am beiten eingeleitet durch einen
Überblid über die Einigung der europäifden
Großmädte.
a) Sranftreid. Das Deutihe Reich ift erft am 18. Januar 1871
entjtanden. ES gehört demnad) zu den jüngften Großmäcdhten Europas. Unfer
meitlicher Nachbar, die Nepublif Frankreich, Hingegen hat fid) am früheften
geeinigt. Wie die alten Germanen zerfielen auch die alten Gallier (Kelten)
in viele Stämme, die Sich oft befriegten. Um 50 vor Ehriftus wurden fie
bon dem tömijchen Feldherrn Cäfar unterjocht und dann ziemlich rafch zu
Römern gemadyt. Die alte gallifche (feltiihe) Sprache verfhmand und er-
hielt fi nur in einzelnen Neften (Bretagne). Dafür fprad) man die Ia-
teiniihe oder römische Volfsfpradhe. Syn der Zeit der Völferwanderung er-
oberten die Weftgoten den füdmeltlichen Teil und die Franken den nördlichen
Zeil Galliens. Schon Chlodwig madjte um 500 nad Ehrijtus Paris zur
Hauptitadt des Landes. Die Franken bildeten den herrfchenden Staınm und
gaben aud, Gallien feinen heutigen Namen, aber fie nahmen die fremde
Sprade an. Die franzöfiihe Sprade ift aus der gallijch-römifchen und
fränfiihen Sprache hervorgegangen.
Unter den Karolingern war das Tranfenreid) das mächtigite Reich Europaa.
Unter den [hmahen Nachfolgern Karls des Großen zerfiel das fränfifcdhe
Weltreich in feine Hauptteile: Frankreih, Stalien, Deutfchland. Sr der Mitte
de3 fleinen Stanfreicyg lag das Land Franzien mit Paris al Hauptijtadt
Die Herricher von Franzten haben allmählich ihr Land immer weiter ausgedehnt
und geboten jchließlih über ganz Trranfreih. Sie erbten mande Landftriche,
andre eroberten fie. Nach und nach verfhmanden alle Landesfürften, mochten
fie Herzöge, Fürften, Grafen oder Barone geheifen haben. CEchon vor 1500
bildete ranfreich ein einiges Reich und war nun aud) imstande, feine Grenzen
immer meiter nad) Diten vorzufchieben. Namentlih dein alten Deutfchen
Reiche ward da3 madjtvoll aufitrebende Franfreich gefährlich, denn Das alte
Deutiche Neich zerflüftete fich feit 1500 immer mehr und fhmwädte fih un-
aufhörli, da man dem deutfchen Kaifer immer mehr Rechte und Macht
nahm. Seit 1500 tracdhteten die franzöfifchen Herrfcher danad), ihr Gebiet
auf Koften des zerfallenden Deutfchen Neiches zu vergrößern. Site hatten darın
auch fehr viel Erfolg und haben tatlächlich dem alten Deutfchen Reiche in 28
Angriffefriegen gegen 7800 Scviertmeilen mit 8 Mill. Bewohnern enttifjen.
Sranfreich ift erjt Durch diefe Eroberungen zu dem Umfange gelangt, den es
heute hat. AS wir 1871 Eifaß-Lothringen zurücnahmen, haben mir ihm
nur einen ganz Heinen Teil feiner ehemaligen Beute wieder entrijfen, näm-
ih 260 ©eviertmeilen mit anderthalb Dill. Bemohnern.
Wie fam e3, da fich FSranfreidh fo früh und fo völlig einigen fonnte?
Sranfreic; und TDeutichland gehörten doch einjt beide zu dem Meltreiche
Karls des Großen. Was nun in Stanfreich möglich war, hätte dod aud) in
Deutfchhland gefchchen fönnen. Spnmerhbalb Frankreichs gibt c3 feit 1500 nur