Fortbildungsfcyule und Staatdfunde. 147
Provinzen oder Landesteile, aber e3 gibt feine Heineren Staaten mehr. 3
it alfo ein mirflider Einheitzftaat. Sn dem ganzen Lande ift alles
eins und glei. Wie it da3 gefommen? Gehen mir zu!
Sm Frankreich gab es ftetS eine Erbmonarcdhie. Dem veritorbenen
Fürften folgte ftetS der ältefte Sohn oder näcdjfte Verwandte. Das ıjt ein
großer Vorteil. Da gibt e3 feine Thronjtreitigfeiten und inneren DBürger-
friege. Das Erbfürftentum fann jiet3 mit viel mehr Erfolg feine Wacht be»
feftigen und vergrößern. Hat es einmal eine gemilfe Macht erreicht, jo be-
hält e8 fie, und es ift für die anderen fchwer, fie ihm zu entreißen. Sm
alten Deutjchen Reiche war es anders. Das ward 11 ein Wahlreid. Dan
wählte nicht innmer den mächtigjten und füchtigjten Fürften, fondern oft einen
unbedeutenden. Oft iam es zmwifchen den Warteien und Thronbemwerbern
zum Bürgerfriege. Das fchmwädte das Neid. Dazu bedungen fich die Wahl»
fürften mit der Zeit bei der Wahl neue Sonderrechte aus. Go blieb dem
dem deutfhen Kaifer immer meniger Nedht. Schließlich hatte er fajt gar
nicht3 mehr zu fagen und zu befehlen. In Sranfreich wurden die ehemaligen
Randezfürften inımer gerinaer an Zahl und immer geringer an Bedeutung; in
Deutfchland aber mar es umgekehrt; da vermehrte fich ihre Zahl durch Erbteilungen
ufm., und fie erwarben auch immer mehr Madjt und Anfehen und immer neue
Rechte. Ir SSranfreich nahnı die Macht des Königtums zu, in Seutfchland aber
nahm die Macht des Katjertums ab. Ge mehr das franzöfifche Köntgtum an Mad
gewann, Ddejto einiger ward ranfreid; je mehr das deutsche Kailertum an
Macht verlor, defto mehr zerfplitterte das Deutiche Neid) in einzelne fleinere
und größere Staaten.
Noch fommen noch andere Umjtände in Betradt. Franfreidy mar atı-
fang3 ziemlich Hein. ranzien umfaßte nur das Land von der mittleren und
unteren Seine. Ein joldh Heines Gebiet forte um 900 bi3 1000 redjt qut
bon einem einzigen Herrjcher einheitlich beherrfcht und regiert werden. Die
Verfehrsmege und Berfehrsmittel waren damal3 nod) recht unvollfommen.
Dazu bezahlte man die allermeiften Steuern noh in Waren und GSadıen, in
Getreide, Vieh, Eiern und andern Gebrauchsgegenjtänden oder in Arbeiten
(Fronen). Das machte in feinen Ländern weniger Bejchwerden al in
großen. Der mäßige Umfang Frankreich war damals ein Vorteil und be-
förderte die Einheit. Das Deutfche Reid) war aber gleid) von Anfang viel
größer. Diefe Größe mar damal3 nicht ein Vorteil, fondern ein Nachteil;
denn die Verkehrswege und Berfehrsmittel waren nod) viel zu unentmwidelt.
E53 dauerte viel zu lange, ehe eine Nachricht vom Bodenfee bis an die Oft-
jee gelangte ufiv.
Die frangöfifhen Herrfcher Haben ganz allmählich ihr Land vergrößert.
Sie griffen in Anfange nicht zu weit aus. Sn Deutfchland aber wollten die
Staifer gleich cin gewaltiges Reich gründen. Gie zogen oft nach Stalien, nad)
Ungarn, ja felbit nach Paläftina. Sie führten daher viele unglüdliche Kriege.
Dadurch [hmädhten fie da3 Reich und das Kaifertum. Sie hätten aud) Iang-
fam vorwärts gehen follen.
Die franzöfiichen Herriher&mohnten jchon feit langer Zeit in Paris als
ihrer Yauptitadt. Paris ward fomit der Sig der Hauptregierung. Won hier
aus erhielt das ganze Land feine Gefege und Einrichtungen. Die Rarifer
Sprahe mard auch die Landezipradhe, die gemeinfame Schriftfprache und
Verfehröfprahe in ganz Sranktreih. Wer als gebildet und vornehm gelten
wollte, der jprady und fchrieb fo mie die Parifer. Die Gefete wurden aud)
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