Sittenlehre und Staatstunde. 35
Ihlägt ein; jemand fällt mit dem Licht, eine Lampe zerplaßt, Kinder [pielen
mit dem SFeuer. Nafd) Steht das Haus in Slammen. XLichterloh brennt alles.
Denkt, der unglüdlihe Mann müßte ganz allein das euer löfchen; niemand
fümmerte fih um ihn; die andern Leute gudten nur zu, aber feines |prißte,
feines rettete etwas. Das märe fehr fhlimm für den Abbrenner; da mürde
wohl in der Regel alles verbrennen, und miemal3 fönnte man daS Yeuer
löfhen. Das Feuer aber ariffe um fich; es fpränge hinüber auf das Dad)
de8 Nachbarn. Nun fäme der an die Reihe. Niemand Hülfe ıhm. Das
Feuer würde ‚mmer größer. Bald brennten drei, vier, fünf, jedhs Haufer.
Nicht eher hörte das Teuer auf, bis alle Häufer des Borfes niedergebrannt
wären. Wenn Daher irgendwo ein Teuer ausbricht, fo jind alle Häufer des
Dxrtes in Gefahr. Darum müffen aud) alle Leute helfen, das Feuer zu löfchen.
er nicht löjchen will, darf jich nicht wundern, wenn aud) jeine Habe ver:
breint. Hier heißt es: Alle Menfchen forgen für mich; darum forge ich aud)
für fie. Bremmt es irgendwo, fo helfen alle retten und löfchen.
©o war e3 früher. Co it es nody auf dem Dorfe. Ar der Stadt geht
das nicht mehr. Da gibt e3 zu viel Menjdhen. Alle Bewohner fünnen gar
nicht helfen. Sie ftünden fid) bloß im Wege. Daher hat man eine Yeuer-
wehr eingerichtet. Die Feuerwehr mad)t das, mas eigentlich alle Bewohner
tun follten. Sie übernimmt die Rettung der Sadhen und das Löfchen des
„Jeuerd. Damit alles recht gut geht, übt fie öfter. Wenn fie übt, fo tut fie
das unjertmegen. Wir follen nicht unfer Hab und Gut durdy Feuersbrunit
verlieren. Eure Eltern follen niddt arm werden. Tas Hat der König ge>
boten. Er hat befohlen: Im jeder Etadt muß man eine Feuerwehr ein-
tihten. Für fie muß man Sprigen, Leitern, Haden, Beile, Sprungtücher
ujm. faufen. Wer Feuerwehrmann it, muß fofort die Feuermehrtradht an-
ziehen und an die Branpflätte eilen. Damit alle fchnell erfahren, daß es
euer gibt, bläft man oder läutet man. Das alles tut die Stadt oder die Ge-
meinde, damit eure Eltern feinen Verluft und Echaden haben follen.
Wie forgen nun Gemeinde und Staat, Kaifer und König für eud, für
euer Leben, für eure Gefundheit, für eure Eltern und Gefchmilter, für alle
Menfhen in unferm Otte und Lande?
Seht, jo viel Gutes tun fie für eudh. Co viel Dienfte leijtet eud) der
König und der Staat. Wenn er eud) aud) nicht fennt, fo Hilft er euch doc).
‚shr würdet vielleicht gar nicht mehr leben oder nicht gefund fein oder ver-
armt fein oder ganz unmiljend fein, wenn er euch nicht beigeftanden hätte
von eurer Geburt ar. Da denken mande Leute: Wir brauchen feinen Kaifer
und feinen König; er Hilft ung doch nicht und nüßt ung gar nidhte. D nein!
Dieje Leute haben ganz unrecht; fie miffen gar nicht, was ihnen der Kaifer
und König für Hilfe geleiftet hat. Erzählt es ihnen; fagt es ihnen einmal
ganz genau! Was tut der Staifer und König für dich, für dein Xeben, deine
Sejundheit . . .?
Sittenlebre und Staatskunde.
Der gejamte Gott- und Gittenunterricht — Religionsunterricht — hat
ee Durdaus jlantegermäße Richtung. Die Sittenlehre an fich ift gefelfichafts-
und ftaatzgemäß, denn die fittlichen Normen jind die unumgänglichen Xebens-
formen der Gejellihaft und des Staates. Freilid) genügen fie allein nicht,
und jie müffen noch ergänzt werden durd) rechtlihe Ordnungen und For-
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