Eittenlehre und Staatäfunbe. 37
aud die Proteftanten und Katholifen und Sraeliten darin etwas abweichen:
jie alle haben doch den redlichen Willen, Gott als hödjiten Herrn ber Welt
und ald® Hort und Hüter alles Guten anzuerkennen. Darum bejtraft das
Reid) jeden, oder durd, Lärm oder Unfug oder Unorbnung abjihtlic), vorfäß-
fi) den Gottesdienft hindert oder ftört. ES ift ja aud) ein revel und eine
Roheit, wenn ein ungefchliffener Bengel eine große ®emeinde in ihrer An-
dacht ftört! Da verlegt er ihr heiligftes, hehrites Gefühl in fchlimmfter WLeife.
Das Neid) beitraft aber auch alle, welche mittelbar den ©ottesdienft
itören. So gibt e3 leider Menfchen, die an feinen Gott glauben. Das
Reid; zwingt niemanden, an Gott zu glauben. eder Erwadhjjene muß e3
ınit feinem Gemiffen ausmadıen, ob er an Gott glauben oder nicht mehr
glauben will. Aber manche Gottezleugner erbreijten fi, öffentlich Gott zu
lältern und den Glauben an Gott zu bejchimpfen. Damit beleidigen fie alle,
welche an Gott glauben, aufs tiefite. Deshalb verbietet da3 Reich in feinem
Strafgejegbuc die Gottesläjterungen; denn fie erregen mir Unfrieden, Unord-
nung und Streit und Ürgernis. Manche Leute find fo verbiffen, daß fie die
Kirchen und ihre Einrihtungen und Gebräuche befhimpfen. Aud) das ver-
bietet das Reich; dem dadurd) wird der innere Friede unter den Bewohner
gefährdet. Das Reid) fanıı aber nur bejtehen, mern alle feine Glieder
möglihit im Frieden und Eintracht Ieben. Mögen darum aud) viele etwas
andre3 glauben, fo follen fie doc) diefe in NAuhe laffen und nicht beleidigen.
Leider gibt ed audy rohe Burfchen, melde in chriftlichen Kirdyen und
Sottesdienithäufern bejchimpfenden Unfug verüben, die AUltäre zerichlagen,
die Bilder zerjchneiden ufm. Das muß die Blieder diefer Kirche aufs tiefite
verleben. Wie jollen diefe in der Kirche mit Andacht fingen, beten und der
Tredigt folgen, wenn fie die Berpüftungen ftetS vor Augen haben mitjfen!
Yun Öottesdienft gehört aud) da3 Begräbnid. Der Sottesader ift aud)
eine gemweihte Stätte, wo der Menfh dem hödjten Herrn über Xeben und
Iod fi) naht. Darum beftraft das Reich jeden, der ein Grab unbefugt zer-
ftört oder befchädigt, jeden, der an einem Grabe befhimpfenden Unfug ver-
itbt, jeden, der eine Leiche entführt oder fchändet. Denn durd) alle diefe
Handlungen wird der fromme Menjd) in feinem Gefühl verlegt, und feine
ganze religiöfe Stimmung wird ihm verdorben.
Alle Kirdyen und Religionzgefellfchaften follen frei fein in ihrem Gotte3-
dient. Darum fhübt das Neid) und der Staat fie und ihren Cottesdienit.
seder Gläubige will fi Gott in Andacht nahen, und dazu aehört Ruhe,
Friede, Ordnung. Wer diefe Güter mißachtet, wird mit Gefängnis bis zu
zwei oder drei Sahren beitraft. So ijt unfer Reich und Staat völlig unpar-
ters) und gerecht. Darum haltet daS Gebot, das euch der Dichter zuruft:
„Zteib nicht mit heilgen Dingen Spott und ehre fremden Glauben, und laß
dir deinen Herrn und Gott von feinem Zweifel rauben!”
Die gefellfhaftlihe Bedeutung de3 Sonutagz if
namentlich auf der Cherfiufe hervorzuheben. Ged)s Tage follft du arbeiten!
Die Wochentage gehören der Arbeit, Den Berufe, dem Ermerbe; der Som-
tag aber ijt ein Nuhetag. As Nuhetag Hat er große Bedeutung.!)
I. Er dient der geiftigen Erholung.
2. Er dient der (eiblihen Erholung.
3. Er dient der Pflege des Samilienleben:.
!), Siehe Kälker, der Kaiechismusitoif (Dresden, Huhle!.