Full text: Ratgeber für deutsche Lehrer und Erzieher

68 Rehrproben. 
30 Darf. Diefe 30 Mark find der Lohn oder Preis für feine Arbeit. Kauft 
der Maurer nun für 5 Maıf Brot, fo ift das gerade fo gut, als hätte er 
dem Bäder einen Tag Arbeit gegeben. Eo bezahlt der Maurer den Bäder 
mit jeiner Arbeit. Da aber der Bäder die Arbeit des Maurers gerade jebt 
nicht braucht, jo zahlt der Maurer Geld dafür — nämlich 5 Mark, das ift 
der Lohn für einen Arbeitstag. 
Dann zahlt der Maurer am :. Juli die Miete an den Hausmirt.:?i Er 
gibt ihm 30 Mark. Das ijt der Lohn für eine Woche Arbeit. Der Haus- 
wirt Tann aber die Arbeit des Maurer3 gerade nicht gebrauchen, er hat in 
und an feinem Haufe feine Maurerarbeiten nötig; aber er muß Sinfen an 
den Gläubiger bezahlen, denn er hat fein Haus nicht bar bezahlt, fondern 
eine Hhpothef, d. h. eine Schuld auf dem Haufe. Dafür muB er viertel- 
jährlih auch 30 Marf Zinfen entrichten. Was ihm der Mieter an Miete 
zahlt, daS zahlt er dem ©läubiger ald$ Zinfen. So wandert da3 Geld von 
einen zum andern; jeder fann das Geld gebrauchen, aber nicht jeder Fönnte 
die Arbeit des Maurerö vermerten. 
Wir können heute gar nicht mehr allein leben. ch brauche die Arbeit 
von unzähligen Xeuten. Die meilten Menden, die mir notwendige Dienite 
leiften, fenne ich gar nicht. Sch gehe zum Bäder und hole mir ein Brot, 
Semmeln, Kuchen, Torte. ch weiß wohl, der Büder Hat diefes Brot ge- 
baden. ch weiß aber nicht, aus mwelcdher Mühle er daS Mehl bezogen hat. 
Sch weiß nicht, welcher Müller hat das Mehl gemahlen, woraus mein Brot 
gebaden worden ilt. Ych weiß nicht, welcher Bauer Hat das ©etreide gebaut, 
moraus mein Brot hergeftellt worden it. Sch weiß nicht, welche Finrechte 
und Mügde dem Bauer dabei geholfen haben. Sch weiß nicht, mwelcher 
ftaufmann ihn Düngemittel dazu geliefert hat, oder moher diefer Kaufmann 
fie bezogen hat. ©o geht das ins Unendliche fort. 
Sdjildert mir nun. wer und Dienjte leiftet, damit wir wohnen, uns 
Heiden, uns nähren, uns ausbilden, uns gefund machen fönnen. Wir ent- 
gelten alle diefe hilfreichen Dienftleiftungen, indem wir arbeiten. Ber in die 
Fabrik geht und 3. B. Tapeten fertigen hilft, der leiftet allen Menjchen 
Dienjte, die fih ihre Stuben mit den Tapeten Ddiefer Fabrik herrichten laffen. 
Arbeitete er und feine Genoffen nicht, jo gäbe e3 feine Tapeten. Wer z.B. 
al3 Straßenarbeiter die Straßen ınjtand hält, der leistet allen, die auf diefer 
Straße verkehren, feine Dienite. Alle find ihm zu Danke verpflichtet. Diejen 
Danf erhält der Straßenarbeiter al3 Lohn. 
Weil jeder Menfch unzähligen unbekannten Menjhen Dienite letitet, 
darum fann er aud) wieder beanfpruden, daß man ihm foldhe Dienjte leitet. 
Sndem mir arbeiten und Geld dafür erhalten, find wir in der Lage, uns 
jederzeit fo viel menfhlihe Dienftleijtungern zu fichern, wie wir brauchen. 
Der Bettler dagegen muß fie fich erbetteln, er läßt fich bedienen, aber er 
will felber nicht dienen. Darum wird der Bettler mit Recht veradhtet, mie 
auch jeder Müßiggänger und Taulpelz. 
Der mirtfchaftlide Verkehr ermöglicht erit unfer Zeben; er madıt uns 
unabhängig von der Gutmütigfeit und Mildtätigfeit der Menfchen. Er De- 
ruht auf dem Gedanken der Vergeltung. ch gebe dir, damit du mir gibt. 
Sch gebe dir einen Teil meiner Arbeit, damit du mir einen Teil deiner 
Arbeit gibft. Der Maurer gibt dem Fleilher einen Teil jeiner Arbeit in 
Geld, dafür gibt ihm der Fleifcher einen Teil feiner Arbeit in Form des 
Tleifches, der Wurft, des Fettes. Der wirtfchaftliche Verkehr macht erit das
	        
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