Sittenlehre und Staatstunde. t9
Reben lebensmwert und genußreih. Müßten wir alles felbjt machen, was wir
brauchen, jo müßten wir auf das AUllermeiite verzichten: auf jede Bequem-
tichfeit und Annehmlichkeit in der Nahrung, Wohnung, Kleidung, Beleuchtung.
Nicht jeder Menfcd fan fi ganz allein ein hübjches Haus bauen und mit
felbitgefertigten fchönen Möbeln ausitaffieren, Ga$- oder eleftrifches Licht
hineinlegen. Gelbft auf Petrolliht müßte man verzichten, Denn das etrol
wird in Amerika gefunden und geht erit durch Hunderte von Yänden, ehe
mir e3 verbrennen.
Der mwirtjchaftlicie Berfehr ut völlig unentbehrlich und durchaus not-
wendig. Deshalb muß er auch erhalten werden. Wer den mirtichaftlichen
Berfehr hindert und fchädiat, der fchädigt die ganze Menjchheit in hohem
Maße. Das jahen wir fchon beim fünften Gebote Wer daS Leben und
die Gefundheit der Menfchen antaltet, der hindert audy den wirtichaftlichen
Verkehr. Diejer it ein hohes Gut und muß daher wie das Leden felbit
gefhübt werden.
8. Weldhe Befahren bedrohenden mwirtfhaftliden
Berfehr der Menfchen?
a) Am meitten bedrohen ihn Kriege; denn da werden viele Güter
vernichtet, die fFämpfenden Soldaten zerjtampfen die Fluten, fhießen
Häufer in Brand ujw. Dazu nehmen die Feinde nıandhez meg.
Das ganze Ermerbäleben liegt darnieder. Tarım ift vor allem der
Landesschug, der Schuß des Landes gegen äufere Feinde notivendig.
b) Sodann bedrohen ihn im Innern die Verbrecher, die Mörder,
Zotjchläger, Störperverleger,; fie vernichten Mrbeitsfräfte oder
Ihädigen jie in ihrer Erwerböfraft. Wem die rechte Hand ab-
gehauen oder das Augenlicht geraubt ward, der fann nicht mehr fo
viel arbeiten, al& wie er nod) gejund und unverlebt mar.
c) Ferner bedrohen ihn alle, melde den Verkehr durch; ihre Nadı-
:äjjigfeit oder Sahrläffigfeit gefährden. Darum verlangt
der Staat, daß alle Menjchen die erforderliche Achtfamfeit auf-
wenden. Wo ein Menich zu Schaden fonımen fanıı, dort müffen
Schusporrichtungen angebracht merden, mie 3. B. ci Geländer
an Treppen, Brüden, Abhängen. Der Staat prüft, ob die Gebäude
qut und ficher, gefundheitsgemäß gebaut werden, er prüft, ob man
die Brüden feit baut, daß fie nicht einjtürzen, wenn beladene Wagen
Darüber fahren.
d) DBebroht wird der mirtjchaftliche Verkehr dadurch, daß fich jemand
durch Raub, Diebitahl, Retrug in den Befiß von fremden
Gütern jeßt. Das ilt eine unrechtmäßige und unehrliche Weife,
Eigentum zu erwerben. Der Staat erlaubt und jchügt nur den recht-
mäßigen, ehrlichen Erwerb von Gütern.
e) Bedroht mird der mirtfchaftliche Verkehr aud) durch allerhand
Krankheiten; denn der Kranfe wird arbeiisunfähig !
1) Bedroht wird er weiter, wen die Rafter überhandnehmen. Da
denfen die Menfchen mehr ans Rertun al8 ans Tun, fie wollen
©liter verpraffen, aber nicht erzeugen.
8) Bedroht wird der Verkehr, wenn Die Menfchen zu arm und elend
merden, fei es durch Faulheit, fei c3 durch Naturereigniffe, Miß-
wadh3 ufm. Die Armut, die Befiglofigfeit Hindert den Werfehr
ungemein. Man muß darum den MWohlitand der Menfchen heben.