Full text: Bavaria. Landes und Volkskunde des Königreiches Bayern.

266 Oberpfalz u. Regensburg. 
Große Krebse nach Verlangen 
Sollen auf den Tisch gelangen. 
Gekreuzigter Herr Jesu Christ, 
Gib uns G'nad zu dieser Frist! 
Alles soll sein in unserer Mitten! 
Gedenk, was Christus für uns gelitten, 
Und nur für uns arme Adamskinder, 
Weil wir sind so große Sünder! 
Nach diesem poetischen Erguße, der an Naivität und kühnen Gedankensprün- 
gen Alles überbietet, was unsere Volksdichtung aufzuweisen hat, dankte der 
Kaiser in folgender Weise: 
Habt Ihr ein Kind in Eurem Haus, 
So schickt's mit uns in die Schul' hinaus, 
Wir wollen ihm lernen lesen und schreib’'’m 
Sowohl mit der Feder als mit der Kreib'm (Kreide). 
Amen, Amen, es ist schon aus, 
Jetzt gehen wir wieder in ein anderes Haus. 
Amen, Amen, Hafenbogen:, 
Was die alten Weiber sagen, ist Alles erlogen! 
Drauf wanderte der Zug fürbaß, um beim Nachbar das Drama von vorne 
zu beginnen. An besonderem Tiefsinne leidet dieser Text des Gregorispieles, 
der aller Verausfetzung gemäß der jugendlichen Phantasie, unmittelpar rut- 
sprungen ist, wohl kaum; aber — er erfüllte seinen Zwesk. Die Schuliugem 
erhielt ihre Gaben, und was den Versen selbst an Witz abging, mußte der 
Humor des Spielenden und der Mummenschanz ersetzen, also daß es voch in 
jedem Hause, wo das Spiel aufgeführt wurde, einen leidlichen Jux absetzte! 
Drittes Kapitel. 
Reifere Jugend. — Arbeit und Nast. — Liebschast. 
Von dem mühseligen, arbeitsvollen Leben in der Oberpfalz bekömmt die 
Jugend ihren Theil zu kosten. Am platten Lande vertreten Sohn und Toch- 
ter, wenn sie sich nicht auswärts verdingen, die ausschließende Stell po# 
Knecht und Magd. Sie haben sich wacker zu plagen, und da die Eltern so 
lange als möglich hausen und die Gutsübergaben fast durchweg ziemlich spät 
erfolgen, so ist ihnen auch die Hoffnung auf endliche Selbständigkeit durch- 
schnittlich weit hinausgerückt. Zudem ist der Dienstbotenlohn noch heu utage 
in der Oberpfalz sehr mäßig, eben weil zum vorwiegenden Theile die äns 
der kinderreichen Familie für die Besorgung des bescheidenen Besitzthums 
ausreichen. Ein Knecht erhält neben ein Paar Thalern Leihkauf jährlich kaum 
mehr als 30 bis 36 fl. Lohn, etliche Ellen flächsernes Tuch oder ein Paar 
Hemden und dazu häufig einen Napf Lein zur Aussaat, wofür ihm besonders 
ein Stück Landes angewiesen wird. Die Dirne muß sich mit einem Lohn von
	        
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