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überraschten durch ihren unerwarteten Angriff die nun
bei Vorder= und Hintergigl aufgestellten Abtheilungen.
Diese, weil sie den Feind stärker, oder ihren eignen
Standpunct minder wichtig glaubten, als er war, zogen
sich, obgleich sie an Mannschaft den Insurgenten weit
überlegen waren, nach Dabedill zurück. Als Major
Seiboltsdorf das Siegesgeschrei der Insurgenten,
und durch ausgesandte Spähwachten die Ursache des-
selben vernahm, fühlte er die Nothwendigkeit, um durch
die vermeinte Uebermacht des Feindes nicht abgeschnitten
zu werden, zurück zu gehen, und nun auf Engwegen,
wo nur Mann hinter Mann schreiten konnte, nicht allzu-
viel zu wagen, sich in geradester Richtung nach dem
Schloß Wiesberg zu ziehen. Links und rechts, und im
Rücken von den Tiroler-Schützen verfolgt, mußte er
15 Verwundete mit sich schleppen, den andringenden
Feind mehrmals zurückwerfen, und gelangte vor Anbruch
der Nacht bei Wiesberg an. Seine Vorhut, unter dem
Lieutenant Mumm und Corporal Huber, hatte unter-
wegs mehrere der baierischen Soldaten, die in Gigl durch
die Insurgenten gefangen genommen worden waren,
wieder befreiet. " )
Ganz unerwartet erschienen folgendes Tages (Sösten
November) vor dem General Raglowich, der von sei-
nem mißlungenen Unternehmen allgemeinen Aufstand des
Paznauer-Thales befürchten mußte, Abgeordnete des-
selben, und kündigten dessen gänzliche Unterwerfung
feierlichst an. Sie verhießen Auslieferung ihrer Waffen,
und stellten wirklich alle baierischen Gefangenen sogleich
*) Der während dieses Tages erlittene Verlust bestand in
10 Verwundeten und 50 Gefangenen.