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Hat nun der Schuͤler waͤhrend dieser Zeit
einige Fortschritte gemacht, und Anlage ge-
zeigt, so geschieht die definitive Aufnahme
nach einem Beschlusse der Akademie; der
Schüler erhält die Matrikel, und genießt
von diesem Augenblicke an, die Vorcheile ei-
nes wirklichen Eleven der Akademie.
Diese Verfuͤgungen gelten natuͤrlich nur
bei solchen, die den ersten Unterricht auf der
Akademie nehmen wollen, und fallen bei den-
jenigen binweg, die ihre schon erlangte Fer-
tigkeit erproben, oder die auf einer höbern
Stuffe eintreten wollen.
Es soll nämlich jeder dazu Befähigte in
jede Klasse und zu jeder Zeit eintreten
können; jedoch muß die Akademie zuvor über
seine Befäbigung erkannt haben.
Der Uebergang von einer Klasse in die
folgende soll an keine Zeit gebunden seyn,
sondern lediglich von den gemachten Fort-
schritten abhängen, über welche der Direktor
der Akademie zu erkennen hat.
Von den vorzüglichsten Eleven der dritten
Klasse soll der Direktor der Akademie jeder-
zeit einige benennen, die das Recht baben,
Anfängern auf Verlangen ausserordentlichen
Unterricht zu ertheilen, wofür sie jedoch von
diesen oder ihren Verwandten bonorirt wer-
den müssen.
XVI. Verbältniß zu den Provin-
Hzial= Kunst= und Zeichnungs-=
Schulen.
Eine vorzügliche Pflanz= Schule für die
Akademie der Künste denken Wir in den Pro-
vinzigl: Kunst= Schulen berzustellen, deren
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Erricktung Wir hiewit verordnen. Zum
Size derselben bestimmen Wir die drei Staͤd-
te: Augsburg, Innsbruck und Rürnberg.
Wir wollen zwar keincowegs das Siu-
dium auf den Proevinzial:= Kunst-Schulen
durch das Verbältniß derselben zur Akademie
beschränken, vielmehr mag der mit besondern
Talenten begabte auch mit den norhwendig ge-
ringern Hilfsmitteln jener Schulen sich för-
dern, und zu einem gewissen Grade der Vor-
züglichkeit gelangen. Jedoch wird in der Re-
gel jeder, sobald er die ersten Stuffen über-
stie, en bat, sich nach dem Mittelpunkte zu
ziehen suchen, wo die vornehmsten Muster-
Werke der Kunst in allen Fcchern beisam-
men sind. Wir sezen daher im Allgemeinen
fest, daß die Previnzial: K#nst-Schulen mit
den zwei ersten Klassen der Akademie paral-
lel laufen sellen. Ueber ihre nähere Einrich
tung und Besezung werden Wir das Gutach-
ten der Akademie der Künste einbholen.
Schränken sich diese Kunst= Schulen von
selbst auf einige Hauptorte ein, so wollen
Wir dagegen die Errichtung blosser Zeich-
nungs-Schulen allerwärts, wie bisher, und
in dem Maße begünstigen, daß keine nur ei-
nigermassen bedeutende Stadt ohne eine sol-
ebe seyn soll, und wo es nur immer die vor-
bandenen Mittel gestatten, die Zeichnung als
ein Zweig des allgemeinen öffentlichen Unter-
richts behandelt werde.
Durch diese Schulen sell böherer Kunst-
Fleiß und Geschmack zunächst unter den bür-
gerlichen Ständen, und den Handwerkern
verbreitet werden.