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Verhältnis zu den Wettinern lehrreich und umfaßt die Jahre 1124 bis
1225. Im Anhange findet sich ein kleines Schriftchen über die Genealogie
der Wettiner, das bis 1220 reicht. Wie schon Cwähnt, wird von der
Chronik für das Jahr 1157 der Amtsantutt eines neuen Propstes Lam-
bert berichtet, der als ein Mann von spärlichem Wissen bezeichnet wird, der
jedoch diesen Mangel durch die Fülle anderer Tugenden wett gemacht habe.
— Etwas besser als in den meißnischen Landen stand es um die Pflege der
Litteratur in Thüringen. Lamberts von Hersfeld Annalen, die bis 1077
reichten, bildeten hier die Grundlage der Geschichtsschreibung. Auf dem
Petersberge zu Erfurt wurden sie fortgesetzt und hier in dem nach
seiner Reformation rasch aufblühenden Kloster entstanden Annalen, die
sich um Lokalgeschichte wenig kümmern, dagegen zu den bedeutendsten
Darstellungen der Reichsgeschichte gehören. In diese Chronik des Peters-
berges sind auch die Erfurter Annalen aufgenommen von 1220
bis 1254, die stellenweise von bedeutender Wichtigkeit sind; so ent-
halten sie namentlich sehr schätzbare Nachrichten über den Ketzerrichter
Konrad von Marburg und fallen auf durch ihre freimütige Beurteilung
des Ketzerunwesens. — Daß die Bettelmönche, namentlich die Franzis-
kaner oder Minoriten, in Thüringen eine freundliche Aufnahme fanden,
wurde schon erzählt. Wir besitzen über ihre Verbreitung sehr zuver-
lässige Nachrichten in den Denkwürdigkeiten des Minoriten Jordanus
aus Giano im Gebiete von Spoleto gebürtig, der einer der thätigsten
Leiter der Mission in Deutschland war und 1262 als Greis und Mitglied
des Kapitels zu Halberstadt seine Erinnerungen auf Andringen der Brü-
der aufzeichnete. Das Aufblühen der Dominikaner in der ersten Zeit
ihres Austretens, vorzüglich das Leben und Wirken des Priors Eilger
von Hohnstein, den wir schon früher kennen lernten, schildert uns
die etliche Zeit nach seinem Tode um 1242 aufgezeichnete Legende
recht frisch und anschaulich. Von einem Thüringer, vielleicht von
einem Erfurter Dominikaner, rührt ein bis 1261 reichendes Kompen-
dium der Weltgeschichte her; ein anderer Dominikaner, Dietrich von
Apolda, beschrieb gegen Ende des Jahrhunderts das Leben der
heiligen Elisabeth und verfaßte auch eine Biographie des Domenigo
de Guzman, jenes Spaniers, der im Anfange des 13. Jahrhunderts den
Dominikanerorden gegründet hatte. Genannt wurde schon bei früherer
Gelegenheit der Name des Kaplans Ludwigs des Heiligen, Berthold,