fullscreen: Reichs-Gesetzblatt. 1908. (42)

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des großen Tief- und Flachlandes, wo sie sich auf dem tieflockeren 
Sandboden mit genügender Bodenfrische und Lehmbeimengung am 
wohlsten fühlt. Ihre Bedeutung für die Kultur liegt in ihrer außer— 
ordentlichen Bodengenügsamkeit wie in ihrer Kraft, den Boden zu 
bessern; strenger und flachgründiger Boden sagen ihr jedoch nicht zu. 
Dabei wächst sie rasch und erzeugt viel und unter Umständen vorzügliches 
Holz; sie ist für uns der Hauptlieferant nicht nur des Brennholzes, 
sondern auch des Bau- und Nutzholzes. Unter normalen Verhältnissen 
entwickelt die Kiefer stets eine Pfahlwurzel, im anderen Falle bequemt 
sie sich mit ihrem Wurzelsystem ganz den Bodenverhältnissen an. Die 
saftige, kräftige und reiche Benadelung ist stets ein Beweis für den guten 
Standort und umgekehrt; sie wechselt mit derselben alle 2—3 Jahre. 
Die Güte und Brennkraft des Holzes hängt von der Schnelligkeit des 
Wuchses ab; je langsamer die Kiefer gewachsen, desto höher steht sie in 
dieser Beziehung; je langschäftiger sie ist, desto besser war die Stand- 
ortsgüte. So sehr die Kiefer von allerlei Insekten und der ihr eigen- 
thümlichen Schüttekrankheit zu leiden hat, so wenig empfindlich ist sie 
gegen Frost. Schälwunden überwindet sie leichter als das Verbeißen. 
Als ausgesprochenste Lichtpflanze leidet sie keine Beschattung, am wenigsten 
Ueberschirmung, daher sie nur in lichtesten Schlägen natürlich verjüngt 
werden darf. Vom Druck erholt sie sich nur sehr langsam wieder. — 
Vermöge ihres lichten Baumschlages ist sie neben der Lärche der ge- 
schätzteste Schirmbaum für Anzucht der Buche, Eiche, Tanne und Fichte, 
in deren Untermischung sie auch die höchsten Erträge liefert; sie ist ver- 
möge ihrer Schnellwüchsigkeit und nur leichten Beschattung das be- 
liebteste Schutz= und Treibholz für alle Holzarten. Rein angebaut ist 
ihr der zu gedrängte Stand wegen ihres Lichtbedürfnisses äußerst nach- 
theilig und muß deshalb die Ausläuterung und Durchforstung ein 
Uebriges thun. Eigenthümlich ist ihr die lange Entwicklungszeit von 
Blüthe bis Samenreife, sie dauert 18 Monate; der Same fliegt erst 
im April nach der Reife ab. Vor ihren zahlreichen Feinden schützt 
sie am besten die Einsprengung von Laubholz und anderen Nadelhölzern. 
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Kulturmethoden. 
Reiche Samenjahre treten etwa alle 8 Jahre ein, jedoch bringt 
jedes Jahr etwas. Die Zapfen läßt man am besten im Nachwinter
	        
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