fullscreen: Militär-Rechtliche und Militär-Ethische Abhandlungen.

176 Der Geist des Heeres und der Idealismus. 
Verwaltung. Zur Herbeischaffung der Kriegsmittel gehört aber Geld, 
und daher ist für die Kriegführung Geld, Geld und wieder Geld 
nöthig. 
Unter dem Donner der Kanonen und unter dem Getöse und Geklirr 
der Waffen sind es aber auclı geistige Factoren, welche mit entscheiden. 
Nicht die Gewehre und Kanonen kämpfen, sondern die Soldaten sind 
es, welche mit den Kriegsmitteln streiten. Wie der Geist einer Ver- 
einigung von Menschen überhaupt ihre wahre Form gibt, so macht 
der Geist das Heer zu dem, was es ist, zu einem selbständigen, 
hochwichtigen Organ des Staates, dessen Bestimmung der Krieg ist. Der 
militärische Geist unterscheidet das Heer von jeder andern zu gemein- 
samen Zwecken vereinten Vielheit von Menschen. Der gute Geist des 
Heeres ist einer der mächtigsten Pfeiler, auf welchem der Staat ruht, 
Je lebendiger ein guter Geist die Soldaten durchdringt, desto kräftiger 
ist das Heer. 
Große Feldherren und Kriegstheoretiker stimmen darin überein, 
dass der gute Geist des Heeres ein wichtiger Factor für die Schlag- 
fertigkeit und Brauchbarkeit desselben ist. Die griechischen Kriegs- 
Schriftsteller befassen sich viel mit der militärischen Ethik, die auf das 
Kriegswesen Bezug habende römische Literatur legte großes Gewicht 
auf den guten Geist des Heeres. Breit getreten wurden die Lehren über 
die militärische Ethik in den weitschweifigen Werken der Byzantiner, 
Im Mittelalter und selbst in der Neuzeit bis zu Anfang unseres Jahr- 
hunderts suchte man die Disciplin des Heeres nur durch strenge Strafen 
aufrecht zu erhalten, was auf die Zusammensetzung der Heere durch 
Werbung und den mittelalterlichen, von Aberglauben und Terrorismus 
beherrschten Zeitgeist zurückzuführen ist. Großen Denkern aber entgieng 
es nicht, dass der gute Geist des Heeres nicht aus Furcht vor Strafe, 
sondern aus dem Gehorsam des Herzens entspringt. Macchiavelli und 
Montecuccoli erkennen in ihren Schriften den großen Einfluss des 
menschlichen Herzens (im psychischen Sinne) auf die Kriegführung an. 
Marschall Moriz von Sachsen kommt in seiner berühmten Schrift: „Mes 
röveries“, wiederholt auf den Grundgedanken zurück, dass die „Im- 
becillite du coeur“ unter allen Dingen im Kriege das wichtigste ist. 
Napoleon I. hat den Satz ausgesprochen, dass Dreiviertel im Kriege 
Psychologie seien.?) 
Im Menschen führt das Herz (das Gemüth, der Geist) das Com- 
mando. Auf den Befehl des Geistes machen die Hände und die Füße 
die Bewegungen. Auf dem Gehorsam des Herzens beruht die gute Disci- 
plin des Heeres, auf welche so großes Gewicht gelegt wird. Der Geist 
  
1) Jähns, „Geschichte der Kriegswissenschaften“, 1I, NS. 1505.
	        
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