Full text: Regierungs-Blatt für das Großherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach auf das Jahr 1850. (34)

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Zweiter Abschnitt. 
Von der Beitreibung ohne Mitwirkung der Gerichte. 
8. 6. 
Einer jeden Beitreibung faͤlliger Steuern und Gefaͤlle muß — bei den 
direkten Steuern und den Brandkasse-Beitraͤgen außer der dem Ortseinnehmer 
obliegenden Erinnerung (§F. 5. des Gesetzes vom 5. März 1850) — eine An- 
mahnung von Seiten der Einnahmebehörde (S. S. 1— 3) vorangehen, welche 
mit Rücksicht auf die Natur des Rückstandes und die sonst obwaltenden Ver- 
hältnisse, entweder mittelst Vorzeigung eines Rückstandsverzeichnisses oder eines 
Schreibens an den Schuldner durch den Diener der Behörde oder einen be- 
sonders zu bestellenden Exekutor, gegen die gesetzlichen Erinnerungsgebühren 
geschieht. 
g. 7. 
Erfolgt auf diese Erinnerung die Abentrichtung binnen der dazu noch be- 
stimmten Frist nicht, so ist sofort nach deren Ablauf die Beitreibung mittelst 
Auspfaͤndung in das bewegliche Vermoͤgen des Schuldners zu verfuͤgen und 
diese durch einen dazu bestellten, oder von dem Einzelgerichte zu requirirenden 
Diener zu vollziehen, welcher deßhalb von der beitreibenden Behoͤrde mit einem 
schriftlichen Auftrage zu versehen ist und eine Urkundsperson (Gerichtsschoͤf- 
fen), in deren Ermangelung aber einen von der Gemeindebehoͤrde zugege- 
benen Beauftragten, zuzuziehen hat. 
Die Auspfaͤndung kann auch im Falle der Abwesenheit des Schuldners 
geschehen, wenn entweder eine zu dessen Hausstand gehörige erwachsene Person 
gegenwärtig oder, in deren Ermangelung, ein Mitglied oder Beauftragter der 
Gemeindebehörde anwesend ist. 
g. B. 
Bei der Vollziehung der Auspfändung soll mit thunlichster Schonung ver- 
fabren und insbesondere auf die Vorschläge des Schuldners oder seiner An- 
gehörigen in Betreff der Auswahl der Pfänder geeignete Rücksicht genommen 
werden. E ist jedoch dabei der Diener auch berechtigt, nöthigenfalls die Be- 
hältnisse des Schuldners zu öffnen und zu durchsuchen, sowie zu bestimmen, 
welche der vorgefundenen Gegenstände zu Pfändern genommen, auch ob und 
wie dieselben gegen etwaige Entziehung gesichert werden sollen. 
Zu der Pfändung des Viehes ist erst dann zu schreiten, wenn sich keine 
zulanglichen leblosen Pfander vorfinden. 
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