240 Die Candidatur Hohenzollern. 1869
an der erklärten Gunst Napoleon's einen starken Rückhalt.
In den baskischen Provinzen rührten sich die Reste der alten
carlistischen Partei, ohne jedoch großen Anklang bei der, des
Krieges müden, Bevölkerung zu finden. Endlich hatte auch
der Schwager Isabella's, der Herzog von Montpensier, der
jüngste Sohn Louis Philippe's, einen Kreis befreundeter
Genossen; mit ihm hatte im Januar 1868 Prim unter-
handelt, und ihm Aussicht auf den Thron eröffnet, wenn er
sich der Revolution anschlösse, hatte sich dann aber von ihm
abgewandt, als der Prinz in vorsichtiger Zurückhaltung auf
dem Schlachtfeld von Alcolea unsichtbar blieb!).
Unter dem Getümmel dieses Parteienhaders veröffent-
lichte im Februar 1869 ein einflußreiches Mitglied der libe-
ralen Partei, der Staatsrath und Abgeordnete Salazar y
Mazarredo?), eine Denkschrift über die zur Königswahl in
Frage kommenden Candidaten. Er erörterte darin, daß von
Bourbonen und Orleans keine Rede sein könne, daß die
Verschiedenheit der Religion jeden Gedanken an einen eng-
lischen Prinzen ausschlösse, selbst wenn er Gibraltar als
Mitgift Spanien zubringe, oder an einen preußischen, auch
wenn es der berühmte Kriegsheld Prinz Friedrich Karl wäre.
Statt dessen stellte er in erster Linie den Titularkönig Ferdi-
nand von Portugal auf, einst Prinzgemahl der regierenden
Königin Maria da Gloria, in zweiter Stelle aber dessen
1) Dies und das Folgende nach Salazar's Denkschrift vom 23. Oc-
tober 1869.
*) Gramont in seinen Büchern, und Chaudordy in seiner Depo-
sition insinuiren, daß Salazar durch Preußen zu seinen Schritten ver-
anlaßt worden sei. Von dem Versuch eines Beweises ist keine Rede.
Über die Entstehung der Candidatur bringt Chaudordy eine Menge
Daten, von denen nicht eines begründet ist.