Full text: Regierungs-Blatt für das Großherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach auf das Jahr 1865. (49)

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deutet werden können, da der Eigenthümer eines Hundes auch dessen Gewohnheiten 
zu kennen pflegt und also zu beurtheilen vermag, ob in denselben eine Verände- 
rung sich bemerkbar macht oder nicht. 
Als Zeichen der Krankheit sind ferner zu betrachten: ein auffallendes Runzeln 
der Stirn und trübe, stiere Augen. 
Wenn nun der Hund nicht schon in diesem ersten Zeitraume der Krankheit 
verendet, so bricht gewöhnlich nach Verlauf von 12 bis 24 Stunden oder auch 
erst nach einigen Tagen die eigentliche Tollwuth aus. 
II. Die Zeichen des sogenannten zweiten Grades der Krankheit 
oder der ausgebildeten Tollwuth gestalten sich folgendermaßen: 
Die Unruhe des Hundes nimmt zu, er hört auf Niemand mehr und läuft 
meist mit gesenktem Kopfe, mit aus dem geifernden Maule gestreckter Zunge, ge- 
rötheten, stieren oder wildglänzenden Augen, schlaffen Ohren und herabhängendem 
Schwanz eine Zeit lang gerade aus, schlägt dann wieder andere Richtungen ein, 
durchbricht in seinem Laufe Hecken und andere Hindernisse, überspringt niedrige 
Mauern und schwimmt zuweilen selbst durch Gewässer. Gleichzeitig zeigt er eine 
förmliche Wuth nach Allem zu beißen, was ihm nahe kommt, seyen es Menschen, 
Thiere oder leblose Gegenstände; auch bewegt er sich nach denselben hin, um ihnen 
den Biß beizubringen. 
Der tolle Hund ist keineswegs, wie man ehedem annahm, wasserschen; er 
leckt vielmehr zuweilen selbst mit Begierde Wasser auf, meistens jedoch ohne es 
verschlucken zu können. Er bellt selten und zwar dann mit gehobenem Kopfe und 
mit eigenthümlich veränderter Stimme, welche in ein langgezogenes heiseres Bell- 
geheul übergeht. 
Endlich wird der Hund allmählig matter, sein Lauf langsamer und taumelnd; 
er stürzt öfters zu Boden, rafft sich zuweilen wieder auf, fällt aber von Neuem 
nieder, athmet schwer und verendet zuletzt unter hinzutretenden Zuckungen. 
Zu beachten ist übrigens, daß das Herabhängen des Schwanzes, das 
Heraushängen der Zunge und das Geifern des Maules nicht so un- 
bedingt nothwendige Zeichen der Hundswuth sind, als man anzunehmen pflegt, son- 
dern daß diese Erscheinungen unter Umständen, namentlich am Anfange der aus- 
gebrochenen Hundswuth auch fehlen können.
	        
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