Full text: Regierungs-Blatt für das Großherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach auf das Jahr 1879. (63)

565 
kühlen Orte aufbewahrt. Bei heißer Witterung und wenn die Milch bereits 
einen halben Tag gestanden hatte, wird sie, kurz bevor sie zur Nahrung ver— 
wendet wird, zum zweitenmal abgekocht. 
Die Verdünnung geschieht jedesmal kurz bevor die Milch dem Kinde ge- 
reicht wird. Zur Verdünnung wird abgekochtes Wasser oder dünner Fenchel- 
thee oder dünner durch ein Leintuch sorgfältig durchgeseihter Haferschleim ver- 
wendet. In den ersten zwei Lebensmonaten wird die Milch zu gleichen Theilen, 
im Zten und 4ten mit 1½ und /4 Wasser verdinnt. Vom öten Lebensmonat 
an wird die Milch unverdünnt gereicht. Anfangs geschieht dies alle 2, dann 
alle 3 Stunden. Später entscheidet das Bedürfniß des Kindes. 
Wird die Milch schon in verdünntem Zustand gekauft, so ist darauf zu 
achten, daß die Mischung nicht zu wässerig wird. 
Die Kuhmilch bedarf, um der Muttermilch ähnlich zu sein, außer der 
Verdünnung eines Zusatzes von Zucker. Am besten wird Milchzucker genommen, 
der unter diesem Namen in der Apotheke zu haben ist, ein gestrichener Thee- 
löffel voll auf eine gewöhnliche Obertasse voll der verdünnten Milch. 
Die Milch muß die Wärme der Muttermilch haben, darf nicht wärmer 
als 28—29 Grad RéEaumur sein. Die Erwärmung geschieht entweder durch 
Hinzugießen der heißen Verdünnungsflüssigkeit oder dadurch, daß die Sang- 
flasche in warmes Wasser gestellt wird. 
Nur mit der Saugflasche, nicht mit Löffel oder Tasse darf das Kind er- 
nährt werden. Das Mundstück der Flasche soll aus schwarzem Gummi mit 
einer oder mehreren nicht zu großen Oeffnungen sein. Die Saugflasche darf 
nur 10 bis 15 Minnten beim Kinde liegen. Der dann nicht getrunkene Rest 
wird der Regel nach weggegossen, die Saugflasche sofort gereinigt und mit 
Wasser gefüllt bis zum nächsten Gebrauch. Das Gummimundstück ist durch 
Abspülen mit Wasser ebenfalls sorgfältig zu reinigen und abgetrocknet auf- 
zubewahren. 
Wenn gute Kuhmilch nicht zu haben ist, ist kondensirte Schweizermilch 
der beste Ersatz für dieselbe. Die Art, wie dieselbe verdünnt wird, besagen 
die Gebrauchsanweisungen, die jeder Büchse beigegeben sind. Zuckerzusatz findet 
zur kondensirten Schweizermilch nicht statt. 
Im ersten Halbjahre sollen die Kinder, wie schon gesagt, nur Kuhmilch 
und keine andere Nahrung bekommen, außer auf ärztliche Anordnung. 
Mehlbrei, Semmelbrei, Zwieback, Semmel= und Brodrinde sind für dieses 
Alter unpassende Nahrungsmitttel, die oft Krankheiten verursachen. Erst vom 
1879 84
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.