Full text: Regierungs-Blatt für das Großherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach auf das Jahr 1899. (83)

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Das Kistchen wird mit deutlicher Adresse der Untersuchungsstelle und mit den Bezeichnungen 
„Vorsicht“, „durch Eilboten zu bestellen“ versehen. 
5. Die Untersuchungsobjekte sollten nur von einem approbirten Arzte entnommen werden. 
  
Anlage 2. 
Belehrung 
über das Wesen und die Verbreitungsweise der Pest. 
  
1. Die Pest ist eine ansteckende Krankheit, die ausschließlich dadurch hervorgerufen wird, 
daß ein bestimmter Krankheitskeim (die Pestbazillen) Eingang in den Körper gefunden hat. 
2. Sie stellt ein plötzlich oder nach kurzem allgemeinen Uebelbefinden einsetzendes fieberhaftes 
Leiden dar, welches in der Mehrzahl der Fälle, und zwar gewöhnlich zwischen dem 3. und 5. Krank- 
heitstage, zum Tode führt und bei den Genesenen nicht selten mehr oder minder schwere Nach- 
krankheiten hinterläßt. Die Erkrankten pflegen unter auffallender Verminderung der Arterienspannung 
und Vermehrung der Zahl der Pulsschläge sehr rasch in hochgradige Schwäche und Theilnahm= 
losigkeit zu verfallen. Nach dem Sitz und der Intensität der Krankheit sind verschiedene Formen 
der Pest zu unterscheiden. Am häufigsten ist die Drüsen= oder Bubonenpest, welche durch 
schmerzhafte Anschwellung einer oder mehrerer Lymphdrüsen, besonders der an der Schenkelbeuge, 
der Achselhöhle und dem Halse belegenen, gekennzeichnet ist. Die Höhe der Erkrankung wird bei 
ihr meist schon am ersten Tage erreicht. 
Im Verlauf der Krankheit kommt es in der Regel zu Blutergießungen in die Schleimhäute 
(Blutharnen, Entleerung schwärzlicher Massen durch Erbrechen und Stuhlgang), seltener in die 
Haut. Ist der Tod nicht bereits in den ersten Krankheitstagen erfolgt, so kann die Drüsengeschwulst 
in Vereiterung oder langsame Zertheilung übergehen. Bei einer weiteren Form der Pest bildet 
das Auftreten eines Bläschens auf irgend einer Hautstelle, aus welchem sich das, bisweilen zu 
handgroßen Gewebszerstörungen führende, Pestgeschwür oder die Pestpustel entwickelt, das charakte- 
ristische Merkmal. Der Krankheitsverlauf ist hier im Allgemeinen etwas milder als bei der Drüsen- 
pest. Die Lungenpest bietet das Bild einer plötzlich beginnenden schweren Lungenentzündung und 
verläuft fast ausnahmslos tödtlich. Der Auswurf des Kranken enthält Pestbazillen in zahlloser 
Menge. Personen, welche an chronischen Lungenkrankheiten, namentlich an Lungenschwindsucht, 
leiden, sind für diese Form der Pest besonders empfänglich. 
Der in der Lunge lokalisirte Krankheitsprozeß kann zu Zerstörungen des Lungengewebes 
und äußerst starken Lungenblutungen mit nachfolgendem Brand führen (der „schwarze Tod“ des 
Mittelalters). 
Von einzelnen Forschern ist eine vierte schwere Form der Krankheit, die Darmpest, 
beobachtet worden; es soll hierbei zu Geschwürsbildung auf der Magen= und Darnschleimhaut 
kommen und der Verlauf der Erkrankung dem eines schweren Unterleibstyphus gleichen. 
Diese Krankheitsformen der Pest können sehr bald nach Beginn der Erkrankung durch Ver- 
allgemeinerung der Infektion eine gewaltige Steigerung ihrer ohnehin großen Bösartigkeit erfahren,
	        
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