Beuisches Reich. (Juni 27. 28.) 261
Schwierigkeiten scheitern würden, eine geeignete Maßnahme zur Anbahnung
besserer Verhältnisse nicht erblickt werden könnte.
In der Frage der Milchversorgung und der Festsetzung von Höchst-
preisen für Milch wird, zu dieser Frage Stellung zu nehmen, folgende
Entschließung angenommen: Die Fleisch-- und Milchpreise entsprechen nicht
mehr allgemein den Erzeugungskosten, da letztere infolge des Krieges er-
heblich gestiegen sind. So ist auch gegebenenfalls eine entsprechende Stei-
gerung des Milchpreises gerechtfertigt. Die Festsetzung von Höchstpreisen
für Milch in der Höhe der seitherigen Preise durch sämtliche Oberämter
des Landes ist nicht zweckmäßig und durchführbar, zumal hierdurch eine
schädliche Rückwirkung auf die Milcherzeugung und damit auf die Milch-
versorgung der Städte zu befürchten wäre.
Ueber den Kriegswirtschaftsplan für das Erntejahr 1915/16
berichtet Direktor a. D. von Strebel. Für die neue Regelung der Versor-
gung und die Vorratsverteilung wurde vom Kollegium der Wunsch aus-
gesprochen, daß in Württemberg die Kommunalverbände (Amtskörperschaften)
bezw., soweit diese zu klein sind, Vereinigungen von solchen allgemein
als Selbstwirtschaftsverbände anerkannt werden, sowie daß eine Landes-
ausgleichstelle geschaffen wird, welche den Ausgleich der Vorräte zwischen
den einzelnen Kommunalverbänden zu bewerkstelligen hat.
27. Juni. Der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg und der
Staatssekretär des Auswärtigen Amtes v. Jagow treffen zu Be-
sprechungen mit dem österreichisch-ungarischen Minister des Außern
Frhrn. v. Burian aus dem Großen Hauptquartier in Wien ein.
28. Juni. Der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg und
Statssekretär v. Jagow sind nach Berlin zurückgereist.
28. Juni. Kaiser Wilhelm bei den österreichisch-ungarischen
Truppen.
Aus dem K. K. Kriegspressequartier wird gemeldet:
Am 19. Juni traf der Deutsche Kaiser mit militärischem Gefolge
in Przemysl ein. Nach der Besichtigung der wiedereroberten Festung,
insbesondere der Forts an der Nordfront, begab sich der Monarch auf den
Tatarenhügel, wo der k. und k. Brückenkopfkommandant die Entstehung
und Geschichte der Festung, sowie ihre Schicksale und ihre Bedeutung im
jetzigen Kriege in übersichtlichem Vortrage darstellte, dem der Kaiser mit
lebhaftem Interesse folgte. Nun ging es an die Front zu dem westlich
von Janow gerade in heftigem Kampfe stehenden Beskidenkorps des General-
leutnants von der Marwitz. Der Kaiser beglückwünschte den General zu der
erfolgreichen Führung und zu den hervorragenden Leistungen der ihm
unterstellten Truppen und ließ sich über den Verlauf des Gefechtes genauen
Bericht erstatten. Als der Kaiser erfuhr, daß sich unweit von ihm das
seinen Namen tragende k. und k. Infanterieregiment Nr. 34 in heißem
Kampfe befinde, ließ er dem Regiment seine kaiserlichen Grüße übersenden.
Dem Obersten des Regiments, der sich bald hiernach zur Meldung ein-
gefunden hatte, äußerte der Kaiser seine besondere Freude darüber, sich auf
dem Kampfplatz seines schönen Regiments zu befinden. Mit großer Befriedigung
nahm der Kaiser zur Kenntnis, daß das Regiment sich während des ganzen
Feldzuges durch eiserne Pflichttreue, vorzüglichen Geist und hervorragende
Tapferkeit ausgezeichnet habe. Er gab seiner Freude darüber Ausdruck,
daß es ihm vergönnt gewesen sei, dem Regiment schon so zahlreiche Eiserne