Full text: Regierungsblatt für das Königreich Württemberg vom Jahr 1868. (45)

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Die Trichinen, welche im Fleische mancher Schweine leben, und mit diesem in den 
Magen des Menschen gelangen, gehören zu den sogenaunten Eingeweidewürmern, sie sind 
an dem lebenden Thiere nicht wahrzunehmen, wohl aber werden die im Fleische der 
geschlachteten Schweine und in dem geräucherten Schinken befindlichen Kapseln der 
Trichinen mit bloßem Auge sihwer, deutlicher mittelst des Vergrößerungsglases als 
scharf umschriebene kleine weiße Pünktchen erkannt. Die Trichine ist nämlich cin dünnes, 
fadenförmiges, etwa ½ Linie langes, farbloses Würmchen, welches zu klein und zu 
durchscheinend ist, um mit bloßem Auge gesehen werden zu können; hat es aber einen 
gewissen Grad der Entwicklung erlangt, so bildet sich um das Thierchen herum eine 
kleine, längliche citronenförmige einfachhäutige, später kalkhaltige Kapsel. 
Diese Kapseln sind es, welche das Fleisch eines angesteckten Schweins in sehr 
großer Zahl durchsetzen und schon mit bloßem Auge als weißliche Pünktchen erkannt 
werden können. In dieser Kapsel liegt die haarfeine Trichine spiralförmig aufgerollt, 
woher sie ihren lateinischen Namen Trichina Spiralis erhalten hat. 
Die Schweine scheinen meist durch das Fressen trichinenhaltiger Ratten und 
Mäuse mit Trichinen angesteckt zu werden; da nun auch schon in Gegenden, wo 
bei Menschen noch keine Trichinen-Erkrankung beobachtet wurde, trichinenhaltige Ratten 
gefunden worden sind, so ist es dringend geboten, das Eindringen von Ratten und 
Mäusen in die Schweineställe zu verhindern. Da ferner auch schon bei anderen 
Thieren (Igeln, Katzen 2c.) Trichinen nachgewiesen worden sind, und eine Ansteckung 
auch durch die Exkremente trichinenkranker Menschen stattfinden kann, so ist es dringend 
geboten, der Fütterung der Schweine die nöthige Sorgfalt zuzuwenden, namentlich das 
Fressen von thierischen Aasen, von thierischen und menschlichen Exkrementen 
den Schweinen zu verhindern. 
Sollten sich bei einem Schweine Trichinen im Fleische vorfinden, so darf von dem 
Thiere höchstens das Fett, wenn es zuvor ausgekocht wird, zur menschlichen Nahrung 
verwendet werden, wogegen die übrigen Theile des Cadavers in irgend einer Weise, 
etwa durch Verbreunen, technische Verwendung oder tiefes Vergraben unschadlich zu 
machen sind. 
Tiefes Vergraben ist deshalb nothwendig, damit nicht andere Thiere durch das 
Fressen des Fleisches mit Trichinen angesteckt werden. 
Genießt der Mensch rohes trichinenhaltiges Schweinefleisch und gelangen auf diese
	        
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