Full text: Regierungsblatt für das Königreich Württemberg vom Jahr 1868. (45)

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Weise die Trichinen in den Darmkanal desselben, so findet man schon am zweiten Tage, 
daß solche aus den sie umschließenden Hüllen ausgefallen, um das Doppelte ihres 
Durchmessers gewachsen sind und ihre volle Geschlechtsreife erlangt haben. Die von 
diesen Darmtrichinen erzeugten Jungen begeben sich alsbald auf die Wanderung, durch- 
bohren die Wandungen des Darms, dringen in das Fleisch (die Muskeln) des Menschen 
ein und entwickeln sich in diesem (in den Muskelfasern) wieder zu Muskeltrichinen. 
Eine massenhafte Einwanderung der jungen Trichinen vom Darme aus in die Muskeln 
bedingt beim Menschen sehr bedenkliche, unter Umständen selbst tödtliche Zufälle. 
Vielfache Versuche haben bewiesen, daß die in dem Schweinefleisch enthaltenen 
Trichinen durch gewisse Einwirkungen sicher getödtet, das betreffende Fleisch 
somit für den Genuß unschädlich gemacht werden kann; nemlich 
1) durch Sieden (Kochen) oder Braten in einer Temperatur, die 58—60° Réaumur 
übersteigt. Da jedoch die Hitze nur langsam in's Innere des Fleisches eindringt, 
so muß der genannte Hitzegrad längere Zeit (bei größeren Stücken mehrere Stun- 
den lang) auf das Fleisch einwirken. Unschädlich ist nur ein völlig durchge- 
kochtes oder durchgebratenes Fleisch, was daran sicher erkannt wird, daß ein 
solches Fleisch auf dem Durchschnitt eine gräulich braune Farbe zeigt und keinen 
blutigen Saft mehr austreten läßt; 
2) durch 24 stündige heiße Räucherung, jedoch nur dann, wenn der nöthige Hitzgrad 
wirklich erreicht worden ist; 
3) durch starkes Einpöckeln in concentrirte Salzlösung oder starkes Einsalzen mit 
trockenem Salz; 
4) durch Austrocknenlassen des Fleisches. 
Dagegen werden die Trichinen nicht getödtet 
durch zu schwaches Sieden oder Braten des Fleisches bei zu geringem Hitze- 
grad oder während einer zu kurzen Zeit. Ein solches nicht gar gekochtes oder gebratenes 
Fleisch wird erkannt an seiner noch mehr oder weniger blutrothen Farbe und an dem 
Austreten eines blutigen Saftes auf dem Durchschnitt. Dieß ist manchmal der Fall 
bei dem zur Wurstfabrikation verwendeten Fleisch, dem sogenannten Wellfleisch, wenn 
man nemlich das kochende Wasser nur ein paarmal überwallen läßt, anstatt das Fleisch 
längere Zeit der Siedhitze auszusetzen. Ebensowenig werden die Trichinen getödtet 
durch kalte, wenn auch mehrere Tage fortgesetzte Räucherung, die sogenannte
	        
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