fullscreen: Europäischer Geschichtskalender. Zwanzigster Jahrgang. 1879. (20)

352 Die Gesterreichisch--Angarische Ronarchie. (Oct. 28.) 
eine Darlegung der Finanzlage und die Ankündigung einer ganzen 
Reihe von Gesetzentwürfen für Einführung neuer oder Erhöhung 
bisheriger Steuern behufs Herstellung des Gleichgewichts der 
Finanzen. 
In der Finanzdarlegung schickt Hr. Chertek voraus, daß die Regie- 
rung eifrig bestrebt sei, die Lasten, welche die Deckung der Staatserforder= 
nisse der Bevölkerung. anserlegt, möglichsl zu erleichtern durch Vertheilung 
der größeren Imeestitionen der nächsten 4 Jahre, im ungesähren Betrage 
von 9 Millionen, auf eine längere Neihe von Jahren, durch Ersparnisse in 
allen Verwaltungsgebieten und durch Verwendung eines Theils des mobilen, 
leicht realisirbaren Staatsvermögens. Die bei den einzelnen Zweigen bes 
Finanzetals erzielten Ersparungen ergeben insgesammt 5,745,000 Gulden. 
Die Berzehrungssteuer-Restitutionen sind um 11,023,000 3ober, die Ver- 
zinsung der Slaatsschuld ist um 2.742,580 höher eingestellt. Die Schulden- 
tilgung beansprucht im W 18 um 8.012,692 Gulden weniger. Bei 
der Präliminirung des Beilrags zu den gemeinsamen Angelegenheiten hatte 
die Erhöhung der Restitutionen vie Reducirung des Ansahes der Zollüber- 
schüsse um 5,002,000 Gulden zur Folge. Der bei dem Heereserforderniß 
wieder zu berücksichtigende Mehraufwand für die Reservistenübungen im Be- 
trage von 2,223,206 und das Mehrerforderniß durch das Bequartirungs= 
geses von 1,873,340 werden durch Ersparungen in verschiedenen Zweigen 
der Heeresverwaltung gedeckt, so daß bei der Annahme einer mit der des 
laufenden Jahres gleichen Schlußziffer das Kriegsbudget für 1880 eine 
effective Ermäßigung des Heereserjordernisses um 4 Millionen ergibt. Be- 
jüglich der Occupationskosten constatirt er, um Befürchtungen und unrichtigen 
Anschauungen zu begegnen, daß dieselben insgesammt 8 Millionen nicht über- 
steigen werden, wonach Cisleithanien für 5,488,000 aufzukommen haben wird, 
über deren Vedeckung der Finanzleiter nach der kais ferlichen Sauction der 
Beschlüsse der Delegationen Mittheilung machen wird. Die Gesammtsumme 
des Ersorderniss ist *) 4. 712,917 Gulden veranschlagt. Die Gesammt-- 
bedeckung beträg t 399,995 774 Gulden; es bleibt daher ein Abgang von 
12,717,143 Gusden. Der Abga ang soll ohne Inanspruchnahme des Credits 
gedeckt werden, da die Regierung Lont dem Grundsat ausgeht, daß, soll die 
Lage gründlich geändert werden, das Normalerforderniß des Staates künftig- 
hin nicht mehr durch Schuldenmachen bedeckt werden soll. Die Vezhierung 
beantragt daher zunächst mehrfache Aendernugen der Stempel-Gebühren 
Die Gebühren von Gewinnsten aus dem Zahlenlotto und aus Privatlotterien 
sollen auf 20 Procent erhöht werden und dürften eine Mehreinnahme von 
1,800,000 Gulden bieten. Die Erhöhung des Spielkartenstempels ist mit 
einem Mehrertrag von etwa 80,000, die Einführung einer fixen Stempel- 
gebühr für Geldempfangsbestätigungen in Sansesereresoonbheme. und fülr 
Nachnahmsscheine mit einem Ertrag von 300,000, die Aufhebung verschie- 
dener Gebührennachlässe mit einem Erträgniß von 2,570,000, eine mäßige 
Stempelerhöhung für gerichtliche Eingaben mit einer Mehreinnahme von 
750,000, die Steigerung der Gebühren von Versicherungsverträgen um 
120,000, insgesammt 5,800,000 Gulden, eingestellt. Die Regierung glaubt 
ferner, mier gerepie, Ein führung einer Verbrauchsausgabe für inlän- 
disches Mineralöl, eine Erhöhung des Petroleumzolls von 3 auf 8 Gulden 
einlreten lassen zu. sollen, was eine Mehreinnahme von 4,800,000 Gulden 
sichern würde. Die Vorlage, betreffend den Branntweinverschleiß, läßt eine 
Einnahme von 1,500,000 Gulden erwarten. Der Erlrag dieser Maßnahmen 
zusammen würde den Abgang nahezu decken; da aber die Wirksamkeit dieser 
  
  
 
	        
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