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vernichten, wenn die Zahl oder Vertheilung der Schmarotzer deren gründliche Entfernung nicht gestattet,
anderenfalls genügt das Ausschneiden der Schmarotzer und sind dann die Organe freizugeben (8. 35
Nr. 1). Werden Säckchen im Schlunde gefunden, so ist der Schlund zu beseitigen.
24. Der Hülsenwurm.
Als Hülsenwurm, Thierhülsenwurm oder Echinococcus wird die geschlechtslose Zwischenform eines
beim Hunde vorkommenden Bandwurmes (Taenia echinococcus) bezeichnet. Der Hülsenwurm tritt in
den nachstehend beschriebenen Formen auf. ·
a) Der vielgestaltige Hülsenwurm, der beim Rinde, Schweine und Schafe, sehr selten auch
beim Hunde vorkommt, ist eine erbsen- bis kindskopfgroße, rundliche, mit einer klaren Flüssigkeit gefüllte
Blase, deren Wand aus einer grauweißen, undurchsichtigen Haut besteht; letztere liegt in einer binde-
gewebigen, mit ihrer Umgebung verwachsenen Hülle.
Die Hülsenwürmer können absterben, wobei sie sich in eine gelbliche, käsige und kalkige, von
einer Bindegewebskapsel umgebene Masse umwandeln.
b) Der vielkammerige Hülsenwurm wird fast nur beim Rinde gefunden und erscheint als
haselnuß= bis faustgroße, mäßig feste, knotenartige Geschwulstbildung hauptsächlich in der Leber. In
ihrem äußeren Theile bestehen diese Geschwülste aus vielen dicht zusammenliegenden, senfkorn= bis erbsen-
großen, durchscheinenden Bläschen, im inneren Theile finden sich gallertartige, häutige, käsige oder kalkige
Massen. Die ganze Geschwulst wird durch ein stark entwickeltes Bindegewebsgerüst in zahlreiche
Kammern getheilt.
Als untauglich zum Genusse für Menschen sind nur die veränderten Fleischtheile anzusehen; das
übrige Fleisch ist als tauglich zum Genusse für Menschen anzusehen, sofern nicht ein anderer Beanstandungs-
grund vorliegt. Wenn die Zahl oder Vertheilung der Schmarotzer deren gründliche Entfernung nicht
gestattet, sind die ganzen Organe zu vernichten, anderenfalls sind die Schmarotzer auszuschneiden und die
Organe freizugeben. (§. 35 Nr. 1.)
25. Die dünnhalsige Finne (Cysticercus tenuicollis).
Diese geschlechtslose Zwischenform eines Hundebandwurms (Taenia marginata) kommt beim
Schafe und Schweine vor, und zwar unter dem Brust= und Bauchfell und unter dem serösen Ueberzuge
der Eingeweide. Sie stellt eine bis apfelgroße, durchscheinende, mit einer klaren, wässerigen Flüssigkeit
gefüllte Blase vor, in welcher ein kleines weißes Knötchen (die Kopfanlage) zu erkennen ist. Lieblingssitze
sind Netz und Gekröse. Beim Kalbe wird der Schmarotzer in der Leber, seltener in der Lunge angetroffen.
Auf die Fleischbeschau findet die Bemerkung zu Nr. 24 (Hülsenwurm) sinngemäße Anwendung.
26. Der Gehirnblasenwurm.
Der im Gehirn und Rückenmarke des Schafes, seltener des Rindes schmarotzende Gehirnblasen-
wurm ist die Ursache der Drehkrankheit und bildet den Jugendzustand eines Hundebandwurms (Taenia
coenurus). Der auch Drehblasenwurm oder Gehirnquese genannte Schmarotzer ist von rundlicher oder
länglicher Gestalt und wechselnder Größe (hirsekorn= bis hühnereigroß).
Auf Drehkrankheit ist namentlich zu achten bei Schafen und Ziegen (3. 8). Auf die Fleisch-
beschau findet die Bemerkung zu Nr. 24 (Hülsenwurm) sinngemäße Anwendung.