Metadata: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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mit Osterreich über einen neuen Handelsvertrag keine Schwierig- 
keiten mehr im Wege. Die Vorverhandlungen hatten schon im 
März 1864 zwischen preußischen und österreichischen Kommissarien 
zu Prag begonnen. Dann traten auch die Kommissarien der übrigen 
Staaten mit Osterreich in Verhandlung. Am 11. Aug. wurde 
der neue Zollvertrag zwischen dem deutschen Zollverein und Öster- 
reich abgeschlossen. — — 
Für die Geschichte Sachsens haben wir zum Jahre 1863 
zurückzukehren. Zunächst leuchtete etwas von dem Brande herüber, 
der sich in der polnischen Revolution im Januar des Jahres 
gegen Rußland entfacht hatte. Die Westmächte stellten sich auf 
die Seite der um ihre Unabhängigkeit zum sechsten Male während 
eines Jahrhunderts ringenden Polen. Sie Erinnerten, und diesem 
Schritte schloß sich auch Osterreich an, im April die russische Re- 
gierung an die Verträge von 1815, während Preußen sich schon 
durch die Februarkonvention, ein Werk Bismarcks, durchaus gegen 
den Aufstand erklärt hatte. Auch an Sachsen trat die Einladung 
heran, sich an der Aktion der Westmächte zu beteiligen. In 
einer von Beust verfaßten Depesche wies König Johann am 3. Mai 
1863 namentlich unter Beziehung auf Sachsens Stellung als Glied 
des deutschen Bundes diese Einladung ab. Gleichermaßen erfuhr 
die Anregung zu einem Kongreß Widerstand. Als dann aber der 
russische Premierminister Gortschakoff die Forderung an Sachsen 
stellte, die dort befindlichen polnischen Flüchtlinge an Rußland 
auszuliefern, erhielt er ebenfalls einen Korb. Es war das zweite- 
mal, daß Beust sich auf diplomatischem Gebiete mit dem russischen 
Ministerpräsidenten maß. Im übrigen waren die Sympathien 
für die edlen Polen, zu denen ja Sachsen überdies keine sehr 
gewinnbringende Beziehungen in seiner Vergangenheit aufzuweisen 
hatte, nicht entfernt so stark wie 1830 oder 1849. Interessant 
ist die Stellungnahme Beusts zu der österreichischen Politik, wie 
er sie damals in einem Briefe an den sächsischen Gesandten von 
Könneritz zum Ausdruck bringt. Er erkennt ganz richtig, daß 
Osterreich, namentlich als seinerzeit auch an der Zersplitterung 
Polens teilnehmend, entweder dem Beispiele Preußens folgen und 
Rußland im Kampfe gegen Polen die Wiederherstellung der Ord-
	        
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