Object: Europäischer Geschichtskalender. Zwanzigster Jahrgang. 1879. (20)

504 Hir ollomannische Pforle. (Juni 20 — Mitte Juli.) 
ihrer Bestätigung und zwar lediglich aus dem Grunde, weil sie mit Aus- 
nahme Schmidt's und Vitalis’ durchweg bulgarischer Nationalität sind. Die 
enropäische Commission erwirkt indeß doch die Bestätigung der Pforte. Das 
Directorium beschließt, sich in seinen Verhandlungen der französischen Sprache 
zu bedienen. In Konstantinopel ist man mit dem bisherigen Auftreten Aleko 
Paschas im höchsten Grade ungufrieden und findet es schwach, wo nicht mehr 
als schwach. So viel ist allerdings klar, daß die Herrschaft der Pforte über 
diese wieder gewonnene Provinz vorerst wenigstens nur eine nominelle sein 
wird. Daß sie aus derselben irgend welche Revenüen ziehen werde, ist sehr 
unwahrscheinlich: die Finanzen der Provinz werden keinen Ueberschuß, son- 
dern ein Defirit ergeben, da das Regierungsdirectorium beschließt, den gegen- 
wärtigen Präsenzstand der von den Nussen organisirten Milig (10,000 Mann) 
bis zum Zusammentritt der ostrumel, Provinzialversammlung beizubehalten. 
20. Juni. Nachdem die Unterhandlungen in Prevesa betreffs 
einer Verständigung zwischen Griechenland und der Pforte über die 
griechische Grenzberichtigung nach den Bestimmungen des Berliner 
Vertrages resultatlos geblieben sind, haben sich die Mächte darüber 
geeinigt, daß die Verhandlungen in freien Conferenzen der Bot- 
schafter in Constantinopel wieder aufgenommen werden sollen. Die 
erste dieser Conferenzen findet nunmehr statt und es wird in der- 
selben ein Antrag des französischen Botschafters angenommen, nach 
welcher die Pforte aufgefordert werden soll, ihre Commissäre zu 
diesen Berathungen zu ernennen. 
24. Juni. Der Sultan setzt auf Begehren Englands und 
Frankreichs den Khedive Ismabzl von Aegypten ab und ernennt 
seinen Sohn Tewfik Pascha an feine Stelle (s. Aegypten.) 
30. Juni. Der (russisch gesinnte) ehemalige Großvezier Mah- 
mud Nedim trifft auf Befehl des Sultans aus der Verbannung 
wieder in Constantinopel ein, ohne daß der Großvezier Khereddin 
davon Keuntniß gehabt hätte. Es liegt auf der Hand, daß der 
Sultan nur eine Gelegenheit sucht, sich des Ministeriums Khereddin 
zu entledigen. Um zu wissen, woran er eigentlich ist, stellt Khereddin 
ein Programm auf, dessen Annahme er vom Sultan verlangt. Die 
Hauptforderung geht dahin, daß der Sultan auf jede Einmischung 
in Fragen und Angelegenheiten, die in das Ressort des Großveziers 
gehören, verzichte und diesem die volle Befugniß zustehe, Beamte zu 
ernennen und abzusetzen. 
13. Juli. (Ostrumelien.) Die Russen räumen Philippopel. 
Mitte Juli. Der Berliner Vertrag ist, bis heute wenigstens, 
noch lange nicht durchgeführt. 
Ein österreichisches Blatt stellt darüber folgende Daten zusammen: 
Der Berliner Vertrag hat 1zzm. daß Ostrumelien und Bulgarien neun 
Monate nach der Ratification des Vertrages von den Russen geräumt sein
	        
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