Full text: Deutschlands auswärtige Politik 1888-1914.

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festgelegt, abgeschnittem oder vernichtet. Man konnte nicht mehr fragen: 
Was wird daraus werden, wie wird es sich gestalten? sondern man mußte fest- 
stellen: So ist es geworden, so standen die Dinge bei Ausbruch des Kriegee. 
Hieraus ergibt sich, daß der Berfasser einer zum Teil ganz neuen 
Aufgabe gegenübergestellt wurde. Er hatte sich die Frage vorzulegen, 
welche Teile, Fragen und Vorgänge seiner Schilderung durch die Cat- 
fachen und Aufschlüsse des Krieges als nicht mehr zutreffend erscheinen 
mußten. ¾ßiäll 
Es ist wohl nicht ein Zufall zu nemen, daß eine gänzliche Neu- 
bearbeitung des Buchee, ja eine Neuabfussung gerade beim Zeitpunkte 
der Marokkokrisis von 1905 an die Stelle des alten Textes treten inußte. 
Ein. Jahr vorher war die Entente Cordiale zwischen Großbritannien und 
Frankreich geschlossen worden. Zhre direkte Folgs war das Akutwerden 
der deutsch-französischen Marokkokrise, und an diese, welche durch die Kon- 
ferenz von Algeciras nur einen ganz äußerlichen Abschluß erhielt, schloß 
sich im Laufe der folgenden Jahre jene von Ensgland geleitete Politie 
der Einkreisung des Deutschen Reiches an, und gleichzeitig wurde während 
dieser Periode militärisch wie politisch der Große Krieg vorbereitet. Schon 
unter diesem Gesichtspunkte betrachtet, ist klar, daß einmal der Ausbruch 
des Krieges als Tatsache und ferner die nach seinem Ausbruch erfolgenden 
Enthüllungen und Bloßlegungen gerade jene- Periode von 1905 bis 1914 
in ein belleres, bestimmteres und teilweise auch anderes Licht rücken 
würden. 
Schon der Ausbruch des Krieges beantwortete mit eins die vor dem 
Kriege nicht zu beantwortenden Fragen über die Ziele, die Mittel und 
die Ergebnisse der englisch-französisch-russischen Koalitionspolitik. Dazu 
kamen die Aufschlüsse über die gegenseitigen Bündnispflichten, die immer 
geleugnet worden waren und doch bestanden hatten und dabei nicht nach- 
zuweisen gewesen waren. Oie britisch-belgischen Abmachungen wurden 
bekannt. Die belgischen Gesandtenberichte warfen ihre scharfen und 
untrüglichen Schlaglichter. Die deutsch-britischen Berhandlungen vom 
Zahre 1912, über welche vorher Authentisches überhaupt nicht bekannt 
gewesen war, wurden bekannt. Dann kamen ganz wesentliche Aufschlüsse 
über die Balkankriege von 1912/13 und ihre Ursachen. Die enge ursäch- 
liche Beziehung, in der diese Kriege zur Vorgeschichte des Weltkrieges, 
ja selbst zu seinem Ausbruch gestanden haben, entzog sich bieher jeder 
öffentlichen Kenntnio. Man wußte nicht und konnte in Deutschland nicht 
wissen, daß die Borbereitung der Balkankriege durch England und Nußland 
mit dem Blick auf den dann in Szene zu setzenden Weltkrieg erfolgt war. 
Auch, um nur ein Beispiel anzuführen, inußte das Bekanntwerden dieser 
Vorgeschichte der Balkankriege eine andere Beurteilung der Haltung
	        
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