Full text: Deutschlands auswärtige Politik 1888-1914.

Faschoda — Manila — Samoa. 135 
  
russischen gewachsen sei. Osterreich glaubte man auf dem Wege zur un- 
aufhaltsamen Zerrüttung. 
Was Frankreich und England betraf, so war man in Oeutschland 
überzeugt, daß Frankreich auf Rache sinne, um die Schmach von Fa- 
schoda zu rächen, und träumte von „besseren Beziehungen“. 
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Unterdessen drängten die Weltereignisse. Der Spanisch-Amerika-- 
nische Krieg brach aus. Im Sommer 1897 hatten die Bereinigten Staaten 
den Einverleibungsvertrag mit den Hawaüinseln geschlossen; Japan pro- 
testierte; ein Protest, der heute noch besteht. Diesem ersten so bedeutungs- 
vollen Schritte amerikanischer Eroberungspolitik folgte 1898 der Krieg 
mit Spanien. Wie er verlief und endete, braucht uns bier nicht zu be- 
schäftigen, wohl aber die Stellung der deutschen Politik dazu. Es lag von 
vornherein auf der Hand, daß Deutschland neutral bleiben werde, und 
das ist de facto auch geschehen. 
Bon Anfang an berrschte aber auf seiten der Bereinigten Staaten 
ein starkes Mißtrauen gegen Deutschland. Dieses Mißtrauen mag eine 
Reihe von Ursachen gehabt haben. DOie deutsche Volksstimmung war 
für Spanien. Man sah den Krieg als ungerechtfertigt und damit als 
ungerecht an, man tadelte die Eroberungspolitik der Amerikaner und die 
BVergewaltigung des wehrlosen Spaniens. Besonders die Art, wie der 
Krieg von seiten der Bereinigten Staaten provoziert wurde, erregte 
lauten und lebhaften Tadel. Man konnte in Deutschland der amerika- 
nischen Behauptung, mochte sie meist wohl auch in gutem Glauben auf- 
gestellt sein, keinen Glauben beimessen, daß das amerikanische Schlacht- 
schiff „Maine“ von spanischer Hand durch eine Mine zum Sinken ge- 
dracht worden sei. Man glaubte im Gegenteil vielfach, daß die Ameri- 
kaner selbst die „Maine“ gesprengt hätten, um die Schuld auf Spanien 
zu werfen und damit einen Kriegsgrund zu haben. Die erste Bersion ist 
im Jahre 1913 durch den Augenschein Lügen gestraft, die zweite — an 
und für sich unwahrscheinliche — nicht bewiesen worden, denn als das 
Wrack der „Maine“ gehoben war, zeigte die Untersuchung, daß eine Ex- 
plosion in den inneren Räumen der Grund zum Sinken des Schiffes ge- 
wesen war. Ob diese Explosion, wie die Amerikaner behaupten, durch 
eine andere von außen hervorgerufen wurde, dürfte Geheimnis bleiben. 
Bei der Empfindlichkeit und dem großen Selbstbewußtsein der öffent- 
lichen Meinung in den Bereinigten Staaten nahm man der deutschen 
Presse diese ihre Haltung sehr übel. Dazu kamen die weiter unten aus- 
einandergesetzten Meinungsverschiedenheiten zwischen Oeutschen einer--- 
seits, Amerikanern und Engländern anderseite auf den Samooeinseln,
	        
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