Zur Einführung. XVII
las, Diskreditiermaterial aus dem Buche zu gewinnen, nicht hat entgeben
können.
Professor Eduard Meper bekennt sich ferner zu einer Auffassung,
die auch die meinige ist:
„DOie eigentliche Triebfeder des Angriffes Balentins liegt jedoch auch
noch nicht in der Stellung, die Reventlow gegen England einnimmt.
Sie enthüllt sich vielmehr in Balentins schon angeführtem Schlußsatz;
den ich noch einmal bierhersetzen muß: „Wir können nicht umhin, sowohl
vor diesem Buche wie vor seinem Autor mit allem Nachdruck und dem
vollen Bewußtsein der Schwere dieser Borwürfe öffentlich zu warnen.“
Also nicht nur eine falsche Auffassung soll kritisiert und ein Buch, das dem
Kritiker wissenschaftlich verfehlt erscheint, als solches mit aller Schärfe
verurteilt werden, sondern der Mann soll vernichtet werden, politisch wie
moralisch. Es ist Offiziosus in seiner häßlichsten Gestalt, der hier sein wahres
Gesicht enthüllt.“
„Dabei“, fährt Professor Meper fort, „ist Herrn Valentin das Miß-
geschick begegnet, daß er mit seinem Angriff gegen Reventlows Auffassung
der englischen Politik zu spät gekommen ist. Wenige Wochen nach dem
Erscheinen von Balentins Aufsatz hat sich der Reichskanzler selbst zu eben
dieser Auffassung bekannt. „Was die Briten aus Deutschland machen
wollen,“ sagt er in der Rede vom 28. September 1916, „darüber lassen
sie keinen Zweifel. Militärisch wehrlos, wirtschaftlich zerschmettert und
bopykottiert, von aller Welt verurteilt zu dauerndem Siechtum, so siebt
das Deutschland aus, das England sich zu Füßen legen will. Wenn dann
keine deutsche Konkurrenz mehr zu fürchten ist, wenn Frankreich sich ver-
blutet hat, wenn alle Kriegsverbündeten wirtschaftlich und finanziell
England Frondienste leisten, die europäischen Neutralen jedem englischen
Schiff, jeder schwarzen Liste parieren müssen, dann soll auch ein ohnmäch-
tiges Deutschland den Traum einer englischen Weltberrschaft nicht mehr
stören. Für dieses Ziel kämpft England mit einem in seiner Geschichte
unerhörten Kräfteeinsatz, mit Mitteln, die einen Bruch des Bölkerrechts
an den anderen reihen. Darum ist England der selbstsüchtigste, hartnäckigste,
erbittertste Feind“.“ Professor Eduard Meper meint mit Recht, daß diese
Worte des Kanzlers nichts anderes besagen als die Schlußworte des vor-
liegenden Buches in seiner dritten Auflage. Der Unterschied ist freilich
der, daß damals der Deutsche Reichskanzler nicht meiner Auffassung
war, und daß Professor Balentin im Berein mit dem Auswärtigen Amt
noch an der alten irrigen Auffassung festhielt, daß die großbritannische
Politik, insbesondere Sir Edward Grey, nur durch die bösen französischen
und russischen Staatsmänner zur Kriegsfolge verleitet worden sei und
während des Krieges eine deutsch-englische Berständigung nicht aus-
Graf Reventlow, Deutschlands auswärtige Politik. b