Der letzte Akt. 43
an Großbritannien gemacht worden waren, die Stellung der deutschen
Finanzgruppe binsichtlich des Restes stark und bis zu einem gewissen Grade
unangreifbar. Geldlich war dasselbe der Fall. In Frankreich hatte man
zu spät erkannt, daß für die einst von den deutschen Vertretern des Bahn-
unternehmens gewünschte französische Beteiligung der Augenblick über-
haupt verpaßt war. So machte man französischerseits denn besonders
seit 1915 die größten Anstrengungen, um sich an Bahnen und sogenannten
Einflußzonen in Kleinasien und Sprien so viel zu sichern, wie möglich.
Es handelte sich dabei in der Hauptsache um Nordwestkleinasien, ander--
seits um Ausbau des sprischen Bahnnetzes und seinen Anschluß an die
Bagdadbahn. Frankreich und Großbritannien planten außerdem den
Bau einer großen Konkurrenzstrecke gegen den südlichen Teil der Bagdad-
bahn. Da auch diese Verhandlungen, die sich in das Zahr 1914 hinein-
zogen, durch den Krieg außer Kraft gesetzt worden sind, ebe ein allseitig
anerkanntes Ergebnis erzielt worden war, so sei nur gesagt, daß es den
deutschen Unterhändlern im Einverständnisse mit der Pforte zu erreichen
gelang, daß das sprische Bahnnetz der Franzosen ohne Einfluß auf das
kleinasiatische der deutschen Gesellschaft blieb und daß ein Bau von Kon-
kurrenzlinien der Bagdadbahn für Frankreich wie für England vertraglich
ausgeschlossen wurde. In Nordwestkleinasien erhielten die Franzosen
Bahnzugeständnisse, welche, nach der Kilometerzahl gerechnet, sehr be-
trächtlich, jedoch auf die Bagdadbahn als Rückgrat des gesamten Ber-
kehrssostems angewiesen waren. Frankreich hatte diese Konzessionen auf
Grund einer Anleihe an die Türkei verlangt. In der französischen Presse
zeigte man sich vielfach verstimmt darüber, daß es Frankreich nicht gelungen
war, sich in das deutsche Bagdadbahnunternehmen noch hereinzudrängen.
Da aber die Ergebnisse der sehr verwickelten Berhandlungen endgültig
nicht abgeschlossen wurden, so erfolgte naturgemäß auch keine amtliche
Beröffentlichung. Bei den Verhandlungen zwischen Oeutschland und
Großbritannien standen wohl hauptsächlich die Rechte und Pflichten der
beiden Parteien am Südende der Bagdadbahn und hinsichtlich der Fluß-
verbindung nach dem Persischen Golfe in Rede. Soweit sich damals
übersehen ließ, würde es sich im ganzen für die deutschen Interessenten
und damit für die Türkei um ein gutes Ergebnie gehandelt haben, ab-
gesehen freilich vom Verzichte auf das südliche Endstück.
Angesichte des zur Schau getragenen amtlichen britischen Wohlwollens
war es eine befremdende Erscheinung, wie eifrig die großbritannische Presse
andauernd die Auffassung zu verbreiten versuchte, es sei das eigentliche
Ziel des Deutschen Reiches, sich in Kleinasien durch dat Bagdadbahn-
unternehmen eine Interessensphäre zu schaffen, von ihr aus und mit ihr
auf die Zerstörung des Türkischen Reiches zu arbeiten und dann die Hand