Full text: Deutschlands auswärtige Politik 1888-1914.

Der letzte Akt. 477 
  
Häfen, und Reden wurden gewechselt, deren provozierender Ton nur 
durch die Unbekümmertheit übertroffen wurde, mit der man sie bielt. 
In der Presse wurde dann, wie üblich, alles in Abrede gestellt. In Deutsch- 
land aber herrschte unmittelbar darauf allgemeine aufrichtige Freude, als 
ein britischer Geschwaderbesuch in Kiel zur Tatsache wurde. Konnte es 
einen schlagenderen Beweis für die Aufrichtigkeit und die friedenerhaltende 
Bedeutung der deutsch-britischen L#nnäherung geben? In der deutschen 
Presse sprach man treuherzig und hoffnungsvoll von der Vereinigung: 
„Union Jack und Schwarz-Weiß-Rot“. 
Als die großbritannischen Schlachtkreuzer im Kieler Hafen lagen, 
befand sich der österreichisch-ungarische Thronfolger, begleitet von seiner 
Gemahlin, der Herzogin von Hohenberg, auf einer Besichtigungsreise der 
bosnischen Truppen. Am 28. Zuni 1914 wurden Erzherzog Franz Ferdi- 
nand und die Herzogin zu Sarajewo von Emissären der großserbischen 
Bewegung durch Pistolenschüsse ermordet. 
Wenige Wochen darauf stand die Welt in Flammen. Ein Fahrzehnt 
war verflossen, seitdem die britisch-französische Entente Cordiale sich auf 
Betreiben König Eduards und seiner Staatsmänner verwirklicht hatte. Die 
Entente Cordiale war Grundlage und Anfang der auf Deutschlands Ver- 
nichtung gerichteten britischen Einkreisungspolitik und damit die Keim- 
zelle des Weltkrieges. Die politischen Leiter Großbritanniens haben unter 
zielbewußter Entflammung und Benutzung des französischen Nachegeistes, 
ferner unter Umwendung der russischen Expansionsfront aus dem Fernen 
nach dem Nahen Osten, den europäischen Krieg auf Räder gesetzt und 
ihm den Stoß auf schiefer Ebene gegeben. De#halb gab es nach Sarajewo 
kein Halten mehr. 
Britische Herrschsucht und Handelseifersucht sind die Triebfedern 
gewesen, welche die Welt organisiert und in Bewegung gesetzt haben, 
um den Vernichtungskrieg gegen ein friedliebendes Bolk zu führen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.