Der Träger des Königtums müsse entschlossen sein, ‚in kritischen Zeiten
lieber mit dem Degen in der Faust auf den Stufen des Throns für sein Recht
kämpfend zu fallen als zu weichen.“ ... Und wahr bleibe das alte Wort von
1848: ‚Gegen Demokraten helfen nur Soldaten.‘‘ — Daß Bismarck. dem
Wortlaut nach, so zu dem Adjutanten gesprochen habe, wie der Kaiser er-
zählt, ist freilich kaum anzunehmen.
Im unmittelbaren Anschluß an diese Ausführungen greift der Kaiser in
seiner Schrift auf einen großen Arbeiterstreik zurück, der im Frühjahr des-
selben Jahres 1889 in Westfalen stattfand. Der Kaiser interessierte sich sehr
für diesen, ließ das Verhalten der streikenden Arbeiter beobachten, sich Mel-
dungen und Berichte über die Lage einreichen, auch über das Verhalten der
Arbeitgeber und der Behörden. Beraten von dem Lehrer seiner Jugend, Ge-
heimrat Hinzpeter, entschloß er sich: ‚den Staatsrat zusammenzuberufen,
zu den Verhandlungen Arbeitgeber und Arbeitnehmer hinzuziehen und
unter meinem persönlichen Vorsitz eine eingehende Beleuchtung der Ar-
beiterfrage zu veranlassen. Es sollten dabei leitende Grundsätze und Ma-
terial gewonnen werden, die dann dem Kanzler und der preußischen Staats-
regierung als Unterlagen für die Ausarbeitung dementsprechender Ge-
setzesvorlagen dienen sollten.“
Der Staatssekretär von Bötticher riet dem Kaiser, wie dieser schreibt,
dringend ab: Bismarck würde gegen dieses Verfahren sofort Widerstand
leisten. Der Kaiser setzte den Staatsrat durch. Bismarck erschien ‚,‚un-
erwartet‘‘, versagte seine Mitarbeit, mißbilligte die Aktion und verließ den
Saal. Das habe zwar einen imponierenden Eindruck gemacht; ‚trotzdem
mußte mich der Vorfall tief verletzen‘. Die Versammlung habe dann die
Arbeit wieder aufgenommen und reichlich Material geliefert ‚zur Weiter-
bildung der von Kaiser Wilhelm dem Großen ins Leben gerufenen sozialen
Gesetzgebung, die den Stolz Deutschlands bildet und eine Fürsorge für das
arbeitende Volk darstellt, wie sie in keinem Lande der Welt zu finden ist“.
Der Kaiser hat hier hinzuzufügen vergessen, daß Wilhelm I. die soziale
Gesetzgebung mit Freuden gebilligt, aber daß es Bismarck gewesen ist, dem
die Anregung und die Urheberschaft ganz und gar gebührt. Die Ausdrucks-
weise des Kaisers hier soll anscheinend den Eindruck erwecken, Wilhelm I.
habe die soziale Gesetzgebung gegen Bismarck durchgesetzt. In seiner Rede
vom 29. März 1889 erklärte Bismarck, offenbar über diese Lüge unterrichtet:
„Ich darf mir die erste Urheberschaft den ganzen sozialen Politik vindizieren,
einschließlich des letzten Abschlusses davon, der uns jetzt beschäftigt. Es
ist mir gelungen, die Liebe des hochseligen Kaisers Wilhelm für diese Sache
zu gewinnen Wie soll ich nun dahin kommen, dieses unter meiner
Initiative ins Leben gerufene Werk dicht vor dem Abschluß zu verleugnen,
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