seitigung der oberen, des Adels und der Geistlichkeit. Es handelte sich also
um die Menschenrechte der Unfreien und der Unterdrückten der fran-
zösischen Nation. Den Juden gelang, freilich erst nach hartem Kampf
von zwei Jahren in der französischen Nationalversammlung, die französi-
schen Menschenrechte auch auf sich bezogen werden zu lassen. Daß die Pa-
riser Verkündung der Menschenrechte auch im damaligen Deutschland
Anklang fand, können wir heute nicht allein verstehen, sondern auch als
gerechtfertigt bezeichnen.
Freilich, die Deutschen wollten keine Revolution machen; aber sie be-
geisterten sich eben von dem Standpunkt des Rechts, ‚das mit uns geboren‘‘;
im Vorgefühl der späteren Forderung des gleichen Rechts für alle Staats-
bürger. Das ist dann nachher der Gegenstand langwieriger Kämpfe geworden
und hat den hervorragendsten Männern ihrer Zeit, wie Stein, Arndt und
Gneisenau, die Bezeichnung als ‚Jakobiner‘ eingetragen. Andererseits muß
man sich vor der Übertreibung hüten, daß zur Zeit der Pariser Revolution
alle deutschen Fürsten Tyrannen gewesen seien. Von der Notwendigkeit
politischer Umbildungen im staatlichen Leben überzeugten mehr oder
weniger schon vorhergehende Jahrzehnte; aber es ging langsam, um so
mehr, als politische Neuformungen immer zugleich den Kampf von materi-
ellen Interessen neben den ideellen Gesichtspunkten bedeuteten. Die un-
geheure Wucht der Revolution in Frankreich mitihrem Radikalismus konnte
so nicht verfehlen, die Geister in Deutschland aufs tiefste zu erschüttern
und zunächst auch weitgehend zu begeistern. Nachher folgten die blutigen
Greuel, es folgten lächerlich-fratzenhafte Übertreibungen und Verfälschun-
gen den begeistert verkündeten Ideen. Goethe sprach in „Hermann und
Dorothea‘ sein Urteil:
Nicht dem Deutschen geziemt es, die fürchterliche Bewegung
Fortzuleiten, und auch zu wanken hierhin und dorthin.
Dies ist unser!, so laß uns sagen und so es behaupten!
Denn es werden noch stets die entschlossenen Völker gepriesen,
Die für Gott und Gesetz, für Eltern, Weiber und Kinder
Stritten und gegen den Feind zusammenstehend erlagen.
Und drohen diesmal die Feinde,
Oder künftig, so rüste mich selbst und reiche die Waffen.
Weiß ich durch dich nur versorgt das Haus und die liebenden Eltern,
Oh, so stellt sich die Brust dem Feinde sicher entgegen.
Und gedächte jeder wie ich, so stünde die Macht auf
Gegen die Macht, und wir erfreuten uns alle des Friedens.
Und in seinem ‚‚Bürgergeneral‘ verspottete er die Fratzen der Revolution,
ähnlich, wenn auch harmloser, als wir Deutschen sie im Anschluß an den
Novemberumsturz 1918 haben sehen müssen.
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