Full text: Von Potsdam nach Doorn.

Während solche Dinge nicht weiter ‚auffielen‘‘, machten die Gefolg- 
schaften Ludwig Jahns einen schädlichen Streich, indem sie an verschie- 
denen Orten — anstatt einer Bannbulle, wie Luther — eine Anzahl ihnen 
mißliebiger Schriften feierlich verbrannten, außerdem einen Korporalstock, 
ein Leutnants-,,Korsett‘‘, einen Zopf und so weiter, Dinge, die die Berliner 
Studenten mitgebracht hatten. 
Nun hatten die Metternich-Leute, was sie wollten. Sie behaupteten, daß 
auch Akten der Heiligen Allianz verbrannt worden seien, überhaupt Dinge, 
deren Verbrennung einen Widerspruch und eine Verhöhnung gegen die euro- 
päische Ordnung und einen gefährlichen demokratischen Akt bedeute. Die 
Burschenschaft war nicht daran beteiligt gewesen ; aber hocherfreut, endlich 
einen Anlaß gegen sie zu haben, erklärte die Metternichsche Presse: dieser 
Fall zeige einmal wieder, daß die Teilnahme von Jünglingen am öffentlichen 
Leben ein Verbrechen sei. 
Auch in Berlin war die Entrüstung groß. Diegesamte reaktionäre Beamten- 
schaft, einschließlich der konservativen Schicht, entwarf Schilderungen, 
als ob ein neues Revolutionsjahr 1789 vor der Tür sei. Der russische Zar und 
der französische Bourbonenkönig schrieben empörte Briefe an Karl August 
von Weimar, daß er solches zugelassen habe. Ein Ausschuß der Burschen- 
schaft von Jena aber erschien vor dem Weimarer Schloß und brachte ‚dem 
Beschützer deutschen Rechts und deutscher Freiheit ein freies, freudiges 
Hoch“ aus. 
So war der törichte Verbrennungsakt der Jahn-Leute für die Burschen- 
schaft zu einem verhängnisvollen Tage geworden, wie sich bald zeigen sollte. 
Die Burschenschaft wurde als europäische Gefahr ausgerufen. Im folgenden 
Jahre wurde ein Kongreß der Fürsten und ihrer Minister nach Aachen be- 
rufen. Das Hauptthema war die ‚„Demagogie‘, der man nunmehr energisch 
zu Leibe gehen wollte, nicht zum wenigsten den Turnern Jahns. 
Der damals berühmteste Journalist Europas, Gentz, der die studentische 
Deutschbewegung mit seiner glänzenden Feder in denkbar schlimmstem Licht 
erscheinen ließ, schrieb: Die Gefahr sei deshalb so besonders groß für Eu- 
Topa, weil es sich ja nicht allein um die jungen Studenten handele, sondern 
in noch höherem und schlimmerem Grade um die Hochschullehrer, die Pro- 
fessoren. Diese seien die wahren Vergifter und sie müßten deshalb genau und 
streng beobachtet und rücksichtslos beseitigt werden, wo immer irgendwie 
Demagogisches an Persönlichkeit oder Unterricht festzustellen sei. Die 
Artikel und Schriften, die Gentz hier verfaßte, waren von weitgehender Be- 
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