herrschaft werden! Die militärische Beteiligung der Juden am preußisch-
deutschen Befreiungskampf war sehr gering, um so stärker ihre Tätigkeit als
Kriegslieferanten! — Diese war derart, daß besonders die kämpfende deut-
sche Jugend aus dem Kriege mit einem tiefen Abscheu gegen die jüdischen
Kriegslieferanten, die Auswucherer der verarmten Landbevölkerung zurück-
kehrte. Überhaupt machte sich damals, auch in Preußen, eine starke gegen-
jüdische Bewegung bemerkbar; begreiflich genug, denn zum erstenmal
konnten sich das jüdische Ausbeutertum und die jüdische Frechheit un-
gehemmt zeigen.
Während im Grunde genommen für die Juden der Begriff Freiheit sich
nur auf sie selbst, auf die Unbeschränktheit ihrer eigenen Freiheit: im Staate
Preußen alles zu unternehmen und zu erreichen, was sie wollten, bezog,
hatte das preußische Volk ausschließlich die Befreiung von der Fremdherr-
schaft gemeint und diese mit dem Schwerte errungen. Zugleich aber hatten
große Führer, wie Stein, Gneisenau, Scharnhorst, schon vor dem Befreiungs-
kriege begriffen und laut herausgesagt, daß ein Volkskrieg auch eine neue
Wertung des Volkesim Staate und in dem staatlichen Leben verlange.
Die akademische Jugend, zum größten Teil aus Frontkämpfern bestehend,
erwartete die Verwirklichung des königlichen Versprechens. Die Ära Metter-
nich, mit der Heiligen Allianz und dem allgemeinen politischen Grundsatz:
alles soll so bleiben, wie es ist, besonders der deutsche Gedanke sei als revo-
lutionärer Frevel gegen Gottesgnadentum und Legitimität mit allen Mitteln
zu unterdrücken, war der mächtige und sehr raffinierte Feind.
So lag es für den Juden nahe genug, in der deutschen Jugend und inner-
halb des Liberalismus als begeisterter Prophet der Freiheit aufzutreten,
während er seine eigene zügellose Freiheit meinte und immer meint. Ineiner
Verfassung mit parlamentarischer Vertretung — wie schwach eine solche in
ihren Anfängen auch sein mochte —, dem Hardenbergschen Edikt zufolge
würden sie, die Juden, überall innerhalb einer Verfassung als ‚Vertreter des
Volkes‘ auftreten können; welch eine Zukunftsperspektive bot sich ihnen
hier! —
Sie wußten, daß Metternich — so schroff er gegen alle wirklich freiheit-
lichen deutschen Regungen und Willensmeinungen einschritt — ihnen, den
Juden, nichts tat. Das zeigte sich schon auf dem Wiener Kongreß, wo als
Treffpunkt der Kongreßmitglieder der Salon der Jüdin Freifrau Fanny von
Arnstein diente. Die jüdischen Geschichtsschreiber sagen hierüber ganz
offen, es sei jenen Wiener Juden und Jüdinnen bald gelungen, Hardenberg
und Metternich für ihre Sache, den deutschen Einzelstaaten gegenüber, zu
gewinnen. — ‚Diese befremdliche Tatsache wird auf gesellschaftliche Ein-
N Reventlow: Von Potsdam nach Doorn 65