flüsse und namentlich auf die engen Beziehungen zurückgeführt, die Metter-
nich mit den jüdischen Bankhäusern von Berlin und Wien verbanden.“
Das ist deutlich genug und sei hier nur erwähnt, um den auffälligen
Widerspruch in Metternichs Haltung zu erklären: er ließ die deutsche Jugend
bis aufs Blut verfolgen, weil sie die deutsche Einheit wollte, und die Juden,
die sich dieser nationaldeutschen Bestrebungen bedienten und sie fort-
während anfachten, ließ Metternich nicht nur in Ruhe, sondern förderte sie
je nach ihren Wünschen.
Von großer Wirkung auf die jungen deutschen Träger der deutschen Ein-
heitsbewegung war die Arbeit der jüdischen Dichter und Schriftsteller und
Journalisten, unter ihnen an erster Stelle Börne, Saphir und dann Heine. Sie
alle waren ‚Dichter der Freiheit‘, Kämpfer für das Neue — gegen das Ver-
staubte und Verzopfte, Alte. — Sie taten so, als ob sie begeistert für
Deutschland seien und meinten den Kampf um ihre Stellung in Deutschland.
Die dann in den Jahrzehnten Metternichs grausam mißhandelte deutsche
Jugend nahm in ihrer Verbitterung den jüdischen Spott und Schimpf be-
friedigt und ehrlich in Empfang und quittierte in der gleichen Stimmung die
Verspottung der Kleinstaaterei und der Fürsten. Sie verherrlichte die Zu-
stände im freien Auslande, besonders in Frankreich, und ließ es in dieser
Stimmung zu Verirrungen kommen, wie, auf dem Hambacher Fest, sich
beim Juden Börne — der, aus Deutschland nach Frankreich gegangen, alles
Deutsche fortwährend auf das giftigste beschimpfte — wegen einer auf dem
Fest gehaltenen Rede zu entschuldigen! ...
Das Verlangen nach freiheitlicheren Zuständen, nach Reformen usw. be-
ruhte auf Notwendigkeit. Darüber war man sich auch in recht weiten Kreisen
des Adels klar. Für die Juden war der Augenblick gekommen: gerade wir
Juden wollen die Freiheit des großen deutschen Vaterlandes und seiner
Einung, gerade wir Juden, die wir so lange in Versklavung haben leben
müssen, wissen, was Freiheit und Fortschritt bedeuten: auch wir wollen
Freiheit, denn wir sind ‚Deutsche‘! — Aber, wie ihr wißt, haben wir auch
heute unsere Freiheit noch nicht, dürfen nicht Beamte werden. Gerade jetzt
im Kampf um die große deutsche Freiheit wollen und werden wir Juden die
Vorkämpfer sein für den Fortschritt der Menschheit und insonderheit den
Fortschritt in Deutschland!
Dazu kam in ganz selbstverständlicher Konsequenz gerade hier das Frei-,
maurertum, vielfach in Personalunion mit dem getauften oder ungetauften
Juden.
Einer der bedeutendsten jüdischen Führer jener Jahrzehnte, Gabriel
Rießer, der später zu der Deputation gehörte, die Friedrich Wilhelm IV. die
Kaiserkrone anbot, war hoher Freimaurer. Die Freimaurerei war seit Ende
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