möglichen verbrecherischen Elementen bestand ...‘“‘ Diese zuerst hätten
den alles beherrschenden Ruf nach Entfernung des Militärs erhoben
und dadurch den Ausbruch der Revolution eingeleitet. „Dann fielen die
Schüsse, :ünd Schrecken bemächtigte sich der in das teuflische Komplott
nicht Eingeweihten; in verworrenster Flucht eilten die Bürger aus der Nähe
des Schlosses fort.“
Auf dem Schloßhof und für die Umgebung, vor allem auch das Bank-
gebäude, wurde die Lage nun schnell sehr bedrohlich. Der König ließ sich
endlich überreden, alle Truppen dem General von Prittwitz zu unterstellen.
Die Kämpfe wurden sämtlich durch das Militär siegreich durchgeführt.
Zahlreiche Ermordungen alleinstehender Posten durch die Revolutionäre
fanden statt; Äußerungen wie: die preußischen Hunde müsse man tot-
schlagen, trugen zum Beweise bei, daß hier revolutionäre Emissäre von über-
allher tätig waren. Der Berliner Polizeipräsident machte Versöhnungs-
versuche und erklärte schließlich, er werde seine Brust den Kugeln der Sol-
daten bieten, was er freilich nicht tat. Von den Straßenkämpfen, die mit
Heftigkeit geführt wurden, sei noch folgende bemerkenswerte Schilderung
gegeben:
„Ein merkwürdiger Zug kommt vom Alexanderplatz. Vorn ein junger
Ulan, augenscheinlich ein Pole, mit polnischer Mütze und mit dem Degen
in der Hand, ruft: ‚Es lebe die Freiheit!‘ Dann ein Trommler, dann mehrere
Fahnenträger mit roten und gelben Fahnen, dann zweihundert Leute mit
Degen, Säbeln, Pistolen und Äxten. Die Fahnen, meistens rote (aus Zufall ?),
werden auf die Barrikaden gepflanzt. — Über den jungen Ulan, augen-
scheinlich ein Pole, erfährt der Berichterstatter: dieser sei ein revolutionärer
Russe, namens Feenburg(!), also ein revolutionärer kommunistischer Jude.“
Besonders fällt in den Berichten das Auftreten der roten Fahne auf, über-
all in der Stadt.
Während das Militär, bei nicht unbeträchtlichen Verlusten, überall Herr
der Lage wurde und blieb, herrschte im Königlichen Schloß nahezu An-
archie. Deputationen, Zeitungsvertreter gingen aus und ein. Ein inaktiver
Offizier, Freiherr von Fincke, drang unangemeldet beim König ein und rief
ihm theatralisch entgegen: ‚Majestät, ich sehe die Krone auf Ihrem Haupte
wanken!“
Er kam aus Wien, wo die Revolution soeben den Rücktritt Metternichs
veranlaßt hatte. Die Widerstandskraft des Königs wurde nun immer mehr
zermürbt, und die, die ihn sahen, stellten mit Befriedigung fest, daß er sehr
angegriffen aussähe und sich kaum noch auf den Füßen halten könnte. Mit
Journalisten beriet er sich über die Proklamation, die er entworfen hatte,
bat sie, selbst Entwürfe zu machen, und unterhielt sich mit immer neuen
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