Object: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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täten in Besangon und Dijen. Was die Deutschen eine Universität 
nennen, was noch Goethe in Straßburg zur Entwickelung seiner 
mannigfaltigsten Interessen und wissenschaftlichen Neigungen zu 
rühmen und zu benutzen wußte, fehlte durchaus. Der franzsische 
Mechanismus hatte Straßburg vollständig um den Ruhm einer 
wahren Universität gebracht. 
Auch wird man nicht behaupten können, daß die Erfolge der 
Universitätsstudien in Straßburg in den letzten Dezennien sehr greß 
gewesen wären. Es ist uns leider das Budget der Straßburger 
Fakultäten nicht vollständig zu benutzen möglich gewesen; was dar- 
über in letzter Zeit verlautete, klingt in der That schlimm, ja kaum 
glaublich. Eine philosophische Fakultät, für welche der Staat 
29,550 Fr. aufwendete, eine naturwissenschaftliche — ohne alle Labo- 
ratorien — welche 28,000 Fr. an Gehältern und 2500 für sämmt- 
lichen Unterricht in Anspruch nahm, konnten nicht mehr gut kläg- 
licher bestellt sein, doch waren die Gehälter für Einzelne nicht schlechter, 
als an manchen kleinen Universitäten. Einzelne Fakultäten, wie die 
protestantisch-theologische, mit der das Seminar in Verbindung steht, 
besitzen stiftungsmäßiges Vermögen, welches aber die Bedürfnisse 
heutzutage nicht mehr deckt. Wenn diese Fakultät, wie sich bei der 
Darstellung der litterarisch-wissenschaftlichen Verhältnisse gezeigt hat, 
die einzige ist, welche ihren Zusammenhang mit der deutschen Wissen- 
schaft aufrecht erhalten, so darf man erwarten, daß sie sich als eine 
Zierde der neuen deutschen Universität bald zu noch größerer Be- 
deutung erheben wird. # 
Wenn aber an die neue deutsche Regierung die Aufgabe heran- 
tritt, das wieder zu beleben, was die Franzosen im Gebiete deutscher 
Wissenschaft hier zerstörten, so wird es sich um so nöthiger erweisen, 
die elsässische Geistesrichtung in ihrer großen epochemachenden Periode 
zu würdigen. Der deutsche Geist, der in der Reformation gewaltet, 
der Geist der Toleranz, der freien Forschung, der individuellen Ent- 
wickelung, der Geist, welcher den Staat Friedrichs des Großen auf 
die Höhe der Zeit und an die Spitze des deutschen Volkes gebracht
	        
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