Full text: Reichs-Gesetzblatt. 1908. (42)

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Die mit der Aufsicht über die Börsen oder mit der Börsenleitung be- 
trauten Organe sind verpflichtet, Handlungen, die zur Festsetzung einer Ordnungs- 
strafe Anlaß geben können, zur Kenntnis des Vorsitzenden der Kommission zu 
bringen. 
Personen, die der Begehung einer durch dieses Gesetz mit Ordnungsstrafe 
bedrohten Handlung verdächtig sind, ist auf Antrag des Staatskommissars oder 
von Amts wegen durch Anordnung des Vorsitzenden die Vorlegung eines Ver- 
zeichnisses aufzugeben, in welchem die von ihnen über Getreide oder Erzeugnisse 
der Getreidemüllerei abgeschlossenen Geschäfte, insoweit sie der unter Tarif- 
nummer 4b des Reichsstempelgesetzes vom 3. Juni 1906 (Reichs-Gesetzbl. S. 695) 
angeordneten Abgabe unterliegen, aufzuführen sind. Die Zeit, auf welche das 
Verzeichnis sich zu erstrecken hat, bestimmt der Vorsitzende. Dem Verzeichnisse 
sind die aus Anlaß der Geschäfte abgesandten und empfangenen Handelsbriefe 
in Abschrift oder Urschrift sowie die Schlußnoten (§ 12 des Reichsstempelgesetzes) 
beizufügen. 
§ 74c. 
Auf das Verfahren finden die Vorschriften des § 11, des § 12 Abs. 1, 
des § 14, des § 16 Abs. 1 bis 3, 5 sowie der §§ 18 bis 25 entsprechende An- 
wendung, soweit sich nicht aus den nachfolgenden Vorschriften Abweichungen 
ergeben. 
§ 74d. 
Die Entscheidungen der Kommissionen erfolgen nach Stimmenmehrheit. 
Die außerhalb der Hauptverhandlung erforderlich werdenden Entscheidungen werden 
von dem Vorsitzenden erlassen. Die Einstellung des Verfahrens darf nur mit 
Zustimmung des Staatskommissars erfolgen. Der Vorsitzende kann von allen 
öffentlichen Behörden Auskunft verlangen und Ermittelungen vornehmen. 
§ 74e. 
Auf die Vernehmung von Zeugen und Sachverständigen finden die Vor- 
schriften der §§ 48 bis 64, 66 bis 80, 82 bis 86 der Strafprozeßordnung ent- 
sprechende Anwendung. 
Die Beeidigung von Zeugen und Sachverständigen darf unterbleiben, wenn 
der Staatskommissar zustimmt. Sie kann bereits im Vorverfahren erfolgen. 
Die Verhängung von Zwangsmaßregeln sowie die Festsetzung von Strafen 
gegen Zeugen und Sachverständige, welche der Ladung keine Folge leisten oder 
ihre Aussage oder deren Beeidigung verweigern, erfolgt auf Ersuchen durch das 
Amtsgericht, in dessen Bezirke die Zeugen oder Sachverständigen ihren Wohnsitz 
und in Ermangelung eines solchen ihren Aufenthalt haben. 
§ 74f. 
Im Laufe des Verfahrens kann die Vorlegung der Handelsbücher eines 
Beschuldigten angeordnet werden.  
Reichs-Gesetzbl. 1908. 35
	        
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