Full text: Reichs-Gesetzblatt. 1908. (42)

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Anlage. 
Auszug aus dem Testamente des am 2. Juni 1901 in 
Rom verstorbenen Professors Gustar Müller. 
   
Rom, den fünfzehnten August achtzehnhundertachtundneunzig   
  
Ich unterzeichneter Gustav Adolf Müller (Sohn des in Coburg verstorbenen 
Daniel Friedrich Müller) hier in Rom ansässig über meinen Nachlaß verfügend, 
spreche hiermit meinen letzten Willen in Form eines olografischen Testaments 
aus, erkläre und bestimme wie folgt: 
pp. 
2. Ich ernenne als meinen Universalerben das Deutsche Reich, mit der 
Verpflichtung meine Testamentsbestimmungen zu erfüllen wie folgt: 
f. Außerdem wird mein Universalerbe, nämlich das Deutsche Reich von 
dem Reste meines Vermögens, welches ich demselben hinterlasse, das nominelle 
Kapital von Dreimalhunderttausend Lire ital. 5 Prozent Consolidat trennen 
und separiert verwalten. — Die jährlichen Zinsen dieses Kapitals bestimme ich 
in Perpetuo zum Ankaufe von einem oder mehreren Kunstwerken, einmal von 
Ölgemälden, ein anderes Mal von Skulptur (Marmor oder Bronze) von wirk- 
lich anerkanntem ausgezeichnetem Werte. 
Diese Werke müssen immer auf internationalen Ausstellungen der Stadt 
Rom ausgestellt sein und nur unter diesen dürfen diejenigen gewählt werden zum 
Ankauf, welche alle geforderten Eigenschaften besitzen. Das gegenwärtige Legat ist 
immer einer Befolgung folgender Bedingungen unterworfen und mit der ge- 
nauesten Erfüllung derselben betraue ich das Deutsche Reich; also 
1. Die Kunstwerke werden das erste Mal zum Ankaufe gewählt unter 
denjenigen Künstlern, welche deutsche Reichsangehörige sind. Des- 
wegen ist es nötig, daß diese Bestimmungen in Deutschland publiziert 
werden, damit die deutschen Künstler von dieser Konkurrenz rechtzeitig 
Kenntnis erhalten. Das zweite Mal die Kunstwerke von Künstlern 
welche italienische Staatsangehörige sind und so nacheinander ab- 
wechselnd. Sollten den Kunstwerken deutscher oder italienischer Künstler 
die geforderten Eigenschaften fehlen, so kann ein Werk mit den oben- 
genannten Eigenschaften von einem spanischen Künstler gewählt und 
angekauft werden.
	        
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