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philosophische Gesellschaft mit politischen Hintergedanken.
Auch im Mittelalter gab es geheime Verbände, die aber
ebenfalls mit der Freimaurerei nichts zu schaffen hatten.
Die bedeutendsten waren die Feme, ein Überbleibsel der
unmittelbaren Gerichtsbarkeit des deutschen Reichsoberhauptes,
das seine Unabhängigkeit von den Landesfürsten bewahrt
hatte und sich nur für gewisse Fälle (die heimliche Acht)
mit dem Schleier des Geheimnisses umgab, — und der
Templerorden, dessen Geheimnis in einer von der kirch-
lichen Lehre in gewissen Beziehungen abweichenden Richtung
lag. Andere geheime Vereinigungen, wie die Waldenser,
die Begharden und Beguinen, die „Brüder vom gemeinsamen
Leben“ u. a. hatten lediglich religiöse, letztere auch wissen-
schaftliche Zwecke, und ihr geheimes Wesen war lediglich
durch ihre Verfolgungen von Seite der herrschenden Kirche
herbeigeführt. Die Kalandsbrüder waren ein geselliger
Verein mit religiöser Färbung, die Brückenbrüder eine
wohlthätige Gesellschaft, welche für die Pilger nach dem
heiligen Lande Straßen, Brücken und Herbergen baute.
Freimaurerei ist lediglich der Inhalt der Lehren
und Gebräuche des Freimaurerbundes, und ihre Geschichte
zerfällt in eine Vorgeschichte und eine eigentliche Geschichte.
Erstere hat ihre Wurzel im Mittelalter, und zwar in den
Kreisen, welche sich der Arbeit widmeten.
Zwar konnte sich das Mittelalter nicht zu der geistigen
Höhe einer Anschauung emporschwingen, nach welcher die
Arbeit höher zu achten ist als der Müßiggang, der Frieden
höher als der Krieg, — und der Arbeiter mußte daher
in einer untergeordneten Stellung verbleiben. Ausnahmslos
kann dies vom Feldarbeiter gesagt werden, der sogar noch
weit über das Mittelalter hinaus nicht viel besser gehalten
wurde, als das liebe Vieh. Weit günstiger stand der
Handwerker, seitdem die Städte sich entwickelten. Wenn
er auch in einigen dieser damaligen Bollwerke bürgerlicher