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gesandt? — Mein ehrbarer Lehrmeister, ehrbare Bürgen
und das ganze ehrbare Maurerhandwerk zu N. — Worauf?
— Auf Zucht und Ehrbarkeit. — Was ist Zucht und Ehr-
barkeit? — Handwerksgebrauch und Gewohnheit. — Wann
fängt sie an? — Sobald ich meine Lehrzeit treu und ehr-
lich bestanden habe. — Wann endigt sie? — Wenn uns
der Tod das Herz abbricht — u. s. w. Während sodann
der Wandergeselle seine Wanderzeit sortsetzte, ließ er sich in
irgend einer Bauhütte, beziehungsweise in der Herberge der-
selben, in die Brüderschaft aufnehmen, wodurch er aus
einem „Grußmaurer“ zu einem „Briefmaurer" wurde.
Die Ceremonien der Aufnahme sind uns nicht bekannt.
Der Schriftsteller Fallou hat es sich in seinem Werke über
die Verfassung und Symbolik der deutschen Baugewerke
bequem gemacht, indem er einfach die jetzige Aufnahme zum
Freimaurer--Lehrling für jene der Steinmetzen ausgab.
Allerdings hatten die Steinmetzen dieselben Erkennungs-
zeichen und dieselbe Art des Klopfens, wie noch heute die
Freimaurer-Lehrlinge; allein die Ceremonien bei Aufnahme
der Letzteren setzen notwendig eine moralische Deutung des
Bauhandwerkes und eine Bekanntschaft mit philosophischen
Begriffen voraus, die den Steinmetzen fremd waren. Wahr-
scheinlich ist vielmehr, und es stimmen damit die Andeut-
ungen überein, welche uns ein ausgenommener Steinmetz
machte, daß bei der Aufnahme der Wandergesellen das
Handwerk selbst und dessen technische Eigentümlichkeiten und
Geheimnisse die Hauptrolle spielten, wie der Aufgenommene
denn auch bei dieser Gelegenheit das Handzeichen erhielt,
das er in seine Handarbeiten einzuhauen hatte. Außerdem
wurden an diesen Arbeiten häufig die Symbole der Stein-
werkkunst, Hammer, Zirkel, Winkelmaß u. s. w., sowie
mystische Figuren, z. B. der flammende Stern (das pytha-
goreische Pentagramm oder das magische Hexagramm: zwei
in einander geschobene Dreiecke), die zwei Säulen im Tempel