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unstalteten und hindurch einem Heere von Mißbräuchen,
Entartungen und Verirrungen Thür und Thor öffneten.
Die erste Quelle der Übertreibung des Geheimnisses
im Freimaurerbunde finden wir’ in einer Zeitrichtung.
welche der Gründung des letztern weit vorangeht. Als
die Menschheit, wie bereits (S. 21.) angedeutet, der Reli-
gionskämpfe des Reformationszeitalters müde war, hatten
nicht alle ihre Kreise die geistige Kraft, sich zu einem
humanen Standpunkte zu erheben. Die meisten Glieder
der gebildet sein wollenden Stände zeigten sich vielmehr
abgestumpft für eruste und wichtige Bestrebungen, und so
kam es, daß man im Übergange vom 16. zum 17. Jahr-
hundert auf allerlei unnütze, irrige und nichtige Träumereien
und Phantastereien verfiel, unter welchen die Afterwissen-
schaften der Astrologie und der Alchemie die größte
Rolle spielten. Von diesen beiden Wahngebilden hatte
naturgemäß das erste, weil sich sein Schauplatz am stern-
hellen Himmel befand und, ohne materielle Interessen zu
suchen, nur Ruhm und Ehre als Ziele kannte, mehr einen
öffentlichen Charakter, das letztere aber, das nur in düsteren
Gewölben mittels besonderer Vorrichtungen verfolgt werden
konnte und die Habsucht vor allem reizte, einen vorzugs-
weise geheimen.
Es war daher natürlich, daß zunächst die Alchemie
oder die vorgebliche Kunst, Gold und Silber hervorbringen
zu können, zu Gedanken an geheime Gesellschaften Anlaß
bot, namentlich wenn sie sich, wie damals oft der Fall war,
mit mystischen, theosophischen (über Gott grübelnden) und
kabbalistischen (die Bedeutung heiliger Wörter untersuchenden)
Bestrebungen verband.
Für und gegen jenes mystische und abergläubige
Treiben erschienen nun, namentlich seit dem Anfange des
17. Jahrhunderts, eine Menge Schriften. An diesem Feder-
kampfe beteiligte sich ganz besonders der lutherische Theolog