die beiden Betrüger Saint-Germain und Cagliostro
dahin, mit Hilfe leichtgläubiger Freimaurer den Bund der-
selben an sich zu ziehen. Es gelang ihnen dies jedoch nur
in sehr geringem Maße, so daß sich Cagliostro, der 1770
in London Freimaurer geworden, veranlaßt sah, eine be-
sondere, wie er sie nannte, „ägyptische Freimaurerei“ zu
gründen, in welche sowohl Männer als Frauen ausgenommen
wurden, und die in Goethe's „Groß-Kophta“ geschildert ist.
Mit seiner Einkerkerung durch die Inquisition in Rom, wo er
1795 starb, endete dieser Schwindel. Aber ein Abklatsch
davon trat in unserm Jahrhundert von neuem auf. Wahr-
scheinlich unter Einwirkung von Napoleons Kriegszug nach
Agypten, entstanden unter seiner Regierung in Italien und
Frankreich die beiden Systeme Misraim und Memphis,
von denen jedes neunzig Grade zählte, deren Inhalt weder
ernst, noch gefährlich, sondern kindischer Unsinn war. Ihre
Mitglieder nannten sich zwar Freimaurer; aber ihre wenigen
Logen sind von den wirklichen Freimaurern nicht anerkannt
worden, und um das Jahr 1870 ist Misraim erloschen
während die beiden noch allein übrigen Logen von Memphis
ihren „ägyptischen“ Ritus aufgaben und dann in den Schoß
des französischen Großorientes aufsgenommen wurden.
In weit engerm Zusammenhange mit der Freimaurerei
als diese Spielereien, steht die unheilvolle Neuerung der so-
genannten Hochgrade, welche unter den verschiedensten
Formen die echte Freimaurerei entstellt und bei der Außen-
welt in Mißkredit gebracht haben. Zu dem Aufkommen
dieser Erscheinung haben mehrere Umstände beigetragen, so-
wohl innere als äußere. Zu den inneren zählen wir die
vermehrte Geheimnissucht und Eitelkeit vieler Freimaurer
und zu den äußeren die Versuche gewisser römisch-katholischer
und stuartistischer Kreise, die Freimaurerei in ihr Interesse
zu ziehen.
In England entstand um die Jahre 1741—43 der so-
Henne am Rhyn, Freimaurer. 3