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Cypern (also nicht in Schottland # fortgepflanzt und die dortigen
Erzbischöfe seien die rechtmäßigen Nachfolger der Groß-
meister. Die freimaurerischen Grade, faselte er, seien eine
spätere Neuerung des ursprünglich ritterlichen und klerikalen
Systems, dessen Organisation, nach seinen Angaben, voll-
kommen derjenigen des Jesuitenordens glich. Zur Be-
lehrung in den geheimen Wissenschaften, fuhr er fort, müsse
ein heiliger Tempel erbaut werden, bei dessen Einweihung
das „natürliche Feuer“ vom Himmel fallen werde. Mehrere
durchschauten den Charlatan; andere gingen in's Garn und
ließen sich von ihm einweihen. Bei dieser Operation mußten
sie fasten, ihre Meinungen über verschiedene ihnen vorgelegte
Fragen aufsetzen, welche letzteren nach unserm Zeitgenossen
„so abscheulich, so teufelisch und doch dabei so zweideutig
listig abgefaßt waren, daß sie sich zugleich moralisch, religiös
und chymisch (2) ausdeuten ließen, eine unvorsichtige Beant-
wortung aber als Dokument gegen den Beantworter hätte
gebraucht und diesen von dem Herrn Aufnehmer hätte ab-
hängig machen können.“ Dann mußten die Kandidaten an die
unbekannten Oberen lateinische Bittschriften richten, sich dem
„heiligen Stuhle“" (angeblich in Cypern, wirklich in Roml) unter-
werfen, und das Versprechen ablegen, „unter Umständen gegen
ihr Vaterland die Waffen zu tragen.“ Als indessen Gugomos
sah, wie wenig Zutrauen man ihm schenkte, verschwand er
plötzlich — und mit ihm auch die den Jesuiten zugeschriebene
Einwirkung auf die deutsche Maurerei. Die an der Spitze
der letztern stehenden Ritter waren aber des Spiels mit
unbekannten Obern endlich müde, und als man einen Ab-
geordneten, den Advokaten Karl Eberhard Wächter, nach
Italien gesandt hatte, wo er bei dem Prätendenten Karl
Eduard in Florenz Audienz erhielt, dieser aber leugnete, je
Freimaurer gewesen zu sein, nahm die Templerei rasch an
Ansehen ab und wurde zuletzt 1782 auf dem Konvent im
Wilhelmsbade bei Hanau, in Folge der Aufklärung, welche