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als Präfekt der Mark Brandenburg angehörte, zerfiel und
daher zur Befriedigung seines Ehrgeizes ein neues angeb-
lich maurerisches Licht aufstecken wollte. Er sandte 1765
einen seiner Freunde nach Schweden, von dessen neuen
Mysterien er gehört hatte, — um diese letzteren kennen zu
lernen. Durch List erhielt der Reisende die Akten des
schwedischen Systems, brachte sie Zinnendorf, und dieser er-
klärte sofort die strikte Observanz als Betrug und gründete
nach dem schwedischen System mehrere neue Logen in Nord-
deutschland, welche sich 1770 zu der sogen. Großen Landes-
loge von Deutschland vereinigten. Obschon die schwedische
Großloge gegen die Berechtigung Zinnendorfs zur Gründung
von Logen nach ihrem System förmlich protestierte, breitete
sich die neue Schöpfung aus und Zinnendorf leitete dieselbe
bis an seinen Tod, welcher 1782 durch einen Schlagfluß
eintrat, während er gerade, den Hammer in der Hand, eine
Loge eröffnen wollte. Die von ihm geschaffene „große
Landesloge von Deutschland,“ welcher jedoch dieser Titel
nicht mit Recht zukommt, da sie nur einen Teil der deutschen
Logen unter sich hat, besteht noch heutzutage.
Das schwedische System hat zehn Grade und beruht
auf der Annahme, daß gewisse Geheimnisse von Christus
an sich durch die Apostel, die Tempelkleriker und die Bau-
genossenschaften hindurch fortgepflanzt haben, und auf der
Fabel, daß ein Neffe des Großmeisters Beaulien, eines
Vorgängers Molay's, den Letztern während dessen Gefangen-
schaft besucht habe und auf dessen Anleitung in die Gruft
seines Oheims hinabgestiegen sei, wo er in einem verborgenen
Kasten die Insignien und Urkunden des Ordens gefunden
habe, die dann von Paris nach Schottland und von da nach
Schweden geflüchtet worden seien. Die Symbole der höheren
Grade erinnern an das templerische Rittertum und an die
katholische Kirche, so z. B. das Lamm Gottes. Die Cere-
monien des höchsten Grades sollen der Messe sehr ähnlich